Pendelei zum Arbeitsplatz macht viele Menschen krank

GELDERN (sgs). Pendler leben nicht nur wegen des erhöhten Unfallrisikos auf dem Weg zum Arbeitsplatz gefährlich.

Veröffentlicht:

"Berufspendler leiden in viel höherem Ausmaß als Arbeitnehmer mit kurzem Arbeitsweg an psychosomatischen Beschwerden wie zum Beispiel Kopfschmerzen, Ängsten, Störungen der Sexualität, funktionellen Magen-Darm-Beschwerden und Bluthochdruck", sagt Dr. Steffen Häfner, Facharzt für Psychotherapeutische Medizin an der Forschungsstelle für Psychotherapie in Stuttgart.

Betroffen seien nicht nur Auto-, sondern auch Bahn-Fahrer, sagte Häfner auf der Tagung "Arbeit und Familie - Lebensfelder seelischer Gesundheit" des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin im nordrhein-westfälischen Geldern.

"Allerdings wird der Beschwerdedruck geringer, wenn die Pendler bei der Fahrt lesen, schlafen oder lernen können", führte Häfner aus. Abhilfe könnten seiner Ansicht nach spezielle Beratungsangebote für Pendler in den Betrieben sowie in Bahnhofsgebäuden und Zügen schaffen.

Nicht nur die Veränderungen in der Arbeitswelt, auch kurzlebige Beziehungen und die zunehmende Verarmung von Familien mit Kindern haben häufig psychosomatische Beschwerden zur Folge.

Die Politik in Deutschland widme diesen Krankheitsursachen noch zu wenig Aufmerksamkeit, kritisierte Professor Manfred Cierpka, Familientherapeut an der Universitätsklinik Heidelberg. Präventionsmaßnahmen müßten darauf abzielen, "die Bedingungen für psychische Reifung im Kindesalter zu verbessern".

Der Therapeut monierte, weder Kindergärten noch Schulen seien ausreichend auf die erzieherischen Anforderungen vorbereitet, die sich aus den veränderten Lebensbedingungen vieler Kinder ergäben.

"Die Betroffenen haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko, beispielsweise für Angststörungen, Depressionen, Schmerzen und Gefäßerkrankungen bis hin zum Herzinfarkt", sagte Cierpka.

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Leitartikel zur „work and stay“-Agentur

Fachkräftegewinnung: Schwarz-Rot ist auf dem richtigen Weg

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie steht es um den Datenschutz bei der ePA, Frau Specht-Riemenschneider?

Lesetipps
Pneumokokken-Impfung: Wann und mit welchem Impfstoff auffrischen?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Pneumokokken-Impfung: Wann und mit welchem Impfstoff auffrischen?

Auf einem Kalender liegen eine Spritze und ein Reisepass.

© Henrik Dolle / stock.adobe.com

Von Gelbfieber bis Tollwut

Diese Besonderheiten bei Reiseimpfungen sollten Sie kennen

Eine Fraktur wird fixiert.

© Radiographs / stock.adobe.com

Hyperglykämische Stoffwechsellage

Diabetes: Die wenig beachteten Folgen