Plädoyer für Frühtherapie mit einem Dopamin-Agonisten
BEELITZ-HEILSTÄTTEN (sir). Bei Parkinson-Patienten unter 70 Jahren ist vor allem eines wichtig: Sie sollten zunächst in Monotherapie mit einem Dopamin-Agonisten behandelt werden, um Dyskinesien zu vermeiden. Bei der Wahl des Agonisten ist eine möglichst kontinuierliche dopaminerge Stimulation wichtig, aber nicht allein entscheidend.
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Bei Parkinson-Patienten zögern Dopamin-Agonisten motorische Spätkomplikationen hinaus.
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Dyskinesien, also unwillkürliche, überschießende Bewegungen oder auch Verkrampfungen, treten früher oder später bei fast jedem Parkinson-Patienten auf und wirken behindernd und stigmatisierend. Eine Ursache für die Entstehung der Dyskinesien ist offenbar die unphysiologische, pulsatile Stimulation der dopaminergen Rezeptoren bei einer Therapie mit Arzneien mit kurzer Halbwertszeit, etwa mit L-Dopa. Es muss aber noch weitere Faktoren geben. So fällt etwa auf, dass gerade jüngere Parkinson-Patienten Dyskinesien besonders früh und ausgeprägt bekommen.
Monotherapie bei Patienten unter 70 Jahren
"Auch eine deutlich kontinuierlichere Stimulation als mit L-Dopa, zum Beispiel mit Dopamin-Agonisten, ist nicht wirklich physiologisch", hat Privatdozent Georg Ebersbach von der Parkinson-Fachklinik in Beelitz-Heilstätten berichtet. Trotzdem entwickelten die Patienten bei Behandlung mit Dopamin-Agonisten seltener Dyskinesien als mit L-Dopa, sagte er auf einer Veranstaltung des Unternehmens Boehringer Ingelheim. "Parkinsonpatienten unter 70 Jahren sollten deshalb zuerst einen Dopamin-Agonisten als Monotherapie erhalten." Erst wenn dessen Wirkung nicht mehr ausreiche, solle L-Dopa als Kombipartner dazu kommen.
Ebersbach betonte, die Halbwertzeit oder Wirkdauer des Dopamin- Agonisten sei nicht das Einzige, was in der Therapie zähle. Er nannte etwa die Ergebnisse der CLEOPATRA-PD-Studie*. Patienten mit Pramipexol-Tabletten (Sifrol®) hatten darin im Vergleich zu Placebo 2,8 Stunden weniger Off-Zeiten. Bei Patienten mit einem rund um die Uhr wirksamen Rotigotin-Pflaster war die Off-Zeit im Schnitt um 2,5 Stunden reduziert. In Off-Phasen können sich die Patienten wegen nachlassender Medikamentenwirkung kaum bewegen.
Dyskinesien lassen sich um Jahre hinaus schieben
Die Wahl des geeigneten Dopamin-Agonisten sei individuell für jeden Patienten zu treffen, betonte Ebersbach. Wichtig sei nur, dass der Agonist rechtzeitig und zunächst in Monotherapie gegeben werde: Das könne das Auftreten von Dyskinesien um Jahre hinausschieben.
*CLEOPATRA-PD: Clinical Efficacy of Pramipexole And Transdermal Rotigotine in Advanced Parkinson's Disease