Plädoyer für Therapie mit Phytopharmaka

BERLIN (gvg). Führende Vertreter der deutschen Naturmedizin und Phytopharmakologie äußern ihr Unverständnis über die Ausgrenzung der meisten Phytopharmaka aus dem Erstattungskatalog der GKV. Denn der medizinische Nutzen von Naturheilmitteln ist bei vielen Krankheiten gut belegt.

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"Obwohl zu zahlreichen Medikamenten inzwischen valide wissenschaftliche Studien vorliegen, werden sie nicht ausreichend zur Kenntnis genommen", sagte Professor Michael Popp, der Vorstand des Komitee Forschung Naturmedizin (KFN). Phytopharmaka würden von vielen Patienten bevorzugt und seien eine risikoarme Alternative zu synthetischen Arzneimitteln.

Das KFN ist ein Expertengremium, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, wissenschaftliche Evidenz zur Anwendung von Phytopharmaka bei ausgewählten Indikationen zusammenzutragen. Beispiele einer gut dokumentierten Wirksamkeit von Phytopharmaka seien Ginkgo-Präparate bei Demenz, Sägepalme-Präparate bei BPH oder Johanniskraut bei Depressionen.

Auf der Veranstaltung zum siebzigsten Geburtstags des Naturheilkunde-Experten Professor Volker Fintelmann, der unter anderem den Praxisleitfaden "Kompendium Phytopharmaka" herausgibt, wandte sich Professor Peter Matthiessen von der Universität Witten-Herdecke gegen eine monomanische Fixierung der Medizin auf die exakte Wissenschaft.

Das Denken der Ärzte sollte sich vielmehr an der Komplexität der Patienten orientieren. "Patienten wissen meist sehr genau, wann ihnen welche Ansätze helfen und was die Grenzen jeweils sind", so Matthiesen. Er sprach sich deswegen für mehr Pluralität in der Medizin aus.

Popp erwähnte auch noch einen anderen Aspekt zu Phytopharmaka, der oft übersehen wird: Gerade in Deutschland hätten Phytopharmaka nicht nur medizinische, sondern auch ökonomische Relevanz: "Nur bei den Phytopharmaka ist Deutschland nach wie vor die Apotheke der Welt". So konzentrierten sich zum Beispiel 45 Prozent des europäischen Phytopharmaka-Marktes auf Deutschland, sagte Popp.

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