Prä-Diabetiker rücken verstärkt in das Blickfeld der Therapeuten

BREMEN (hbr). Das kardiovaskuläre Risiko von Diabetikern steigt bereits im Vorfeld des Diabetes deutlich. Warum also nicht schon auf dieser Ebene vorbeugen?

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Bislang bemüht man sich, bei manifestem Diabetes durch intensive Therapie Folgeschäden zu vermeiden, wie Professor Christoph Hasslacher vom Josefs-Krankenhaus in Heidelberg bei einem Diabetes-Kongreß in Bremen gesagt hat. Seit kurzem rückt ein früherer Ansatzpunkt in den Blick: der Prä-Diabetiker. Ziel ist, entweder das Entstehen des Diabetes aufzuhalten oder einzelne Risiken zu beeinflussen.

Als prä-diabetisch zählen Werte, die nicht mehr im Normbereich liegen, aber auch noch nicht als krank gelten. Das sind die abnorme Nüchternglukose mit Werten zwischen 110 und 125 mg/dl, gemessen im venösen Plasma, und die gestörte Glukosetoleranz im oralen Glukosetoleranz-Test mit Zwei-Stunden-Werten über 140 und unter 200 mg/dl.

Bereits in dieser Phase begleitet den potentiellen Diabetiker ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität. Häufig sei auch zum Beispiel ein erhöhter Blutdruck - "dies stellt sicher einen sinnvollen Ansatz zur Intervention dar", so Hasslacher. Mit dem Blutdruck steigt das Herzinfarktrisiko.

Hasslacher zitierte Ergebnisse der 20 Jahre umfassenden US-Nurses Health Study mit 120 000 Krankenschwestern zum Myokardinfarkt- und Schlaganfallrisiko. Sie belegt eine erschreckend lange Vorlaufzeit: Im Vergleich zu den Frauen, die während dieser Langzeitstudie keinen Diabetes entwickelten, ging das Risiko bei den später Zuckerkranken schon viele Jahre vorher steil nach oben - knapp zehn Jahre vor der Diabetes-Diagnose war es 3,6mal so hoch, und bereits 15 Jahre vor der Diagnose war die Rate mit einem Wert von 2,4 mehr als verdoppelt.

Außerdem wird Prä-Diabetes immer häufiger. Innerhalb der letzten 20 Jahre, sagte Hasslacher auf dem von Aventis Pharma unterstützten Symposium, sei die Zahl der Betroffenen von drei auf 15 Prozent gestiegen. Der KORA-Survey (Cooperative Health Research in the Region of Augsburg) fand bei jedem Vierten bis Fünften im Alter zwischen 55 und 74 Jahren einen Prä-Diabetes.

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