Psychologen setzen "CANDIS" gegen Cannabis

Veröffentlicht:

Ein Psychologenteam der TU Dresden entwickelt eine Therapie, die jugendlichen und jungen Erwachsenen den Ausstieg aus dem Cannabiskonsum erleichtern soll.

Das Konzept wird im Auftrag des Bundesforschungsministeriums erprobt, da weder Suchttherapeuten in Deutschland noch in Europa über Cannabis-Entwöhnungstherapien mit nachgewiesener Wirksamkeit verfügen.

Lange Zeit galt die "weiche" Droge Cannabis als nicht körperlich abhängig machend. Es ist die am weitesten verbreitete illegale Droge der westlichen Welt. Doch mittlerweile erfüllen etwa sechs Prozent aller Bundesbürger die diagnostischen Kriterien für Cannabismißbrauch und zwei Prozent die Kriterien einer Cannabisabhängigkeit, berichten Dr. Eva Hoch und der Diplom-Psychologe René Noack vom Institut für klinische Psychologie der TU Dresden.

Außer körperlichen und psychischen Problemen klagen viele Konsumenten auch über rechtliche und soziale Schwierigkeiten, sagen sie. Primär wegen Cannabiskonsums suchten im vergangenen Jahr zirka 2200 Klienten sächsische Suchtberatungsstellen auf, teilte die Landesstelle gegen Suchtgefahren e.V. mit.

Die Dresdener Wissenschaftler wenden das dreistufige Entwöhnungsprogramm "CANDIS" an. In einem ersten Schritt wird zunächst die Veränderungsmotivation der Teilnehmer gefördert. In den ersten Sitzungen diskutieren sie mit den Klienten Vor- und Nachteile des Cannabiskonsums und klären, wie die Abhängigkeit individuell entstanden ist.

Danach folgt eine Verhaltenstherapie, um die Aufgabe des Konsums einzuüben. Das heißt, die Teilnehmer lernen Strategien zur Rückfallprophylaxe und Bewältigungstechniken bei starkem Verlangen nach der Droge. Im dritten Schritt werden Fragen und Anliegen aus der Lebenssituation und dem Alltag der Patienten angegangen und trainiert, wie Probleme zu lösen sind.

Im Rahmen der Erprobung können bis Ende 2006 Bürger ab 16 Jahre teilnehmen, die ihren Cannabiskonsum verändern möchten. Vorgesehen sind zehn kostenlose Einzelgespräche mit je zwei Sitzungen pro Woche in einem Zeitraum von acht Wochen. Angaben der Patienten werden streng vertraulich behandelt. (dür)

Informationen gibt es unter Telefon 03 51-46 33 65 92 oder über Email candis@psychologie.tu-dresden.de sowie im Internet unter www.candis-projekt.de

Mehr zum Thema

Nach Teil-Legalisierung in Deutschland

Scholz gibt an chinesischer Universität Cannabis-Tipps

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Richtig handeln bei Infektionen

Drei Mythen bei der Antibiotika-Therapie auf dem Prüfstand

Lesetipps
Fruktose-haltige Getränke

© Daxiao Productions / stockadobe.com

Klimawandel

Fruchtsaft schadet Nieren bei großer Hitze