Reicht es, nach Brustkrebs-Op nur Teile der Brust zu bestrahlen?

KARLSRUHE (kat). Ist bei Brustkrebs-Patientinnen nach brusterhaltender Operation eine Teilbrust-Bestrahlung ausreichend? In Deutschland hält man dieses Vorgehen nur bei extrem strenger Indikationsstellung für vertretbar. Anders ist es in den USA: Dort wird vermehrt eine Teilbrustbestrahlung praktiziert.

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Bei Frauen mit Brustkrebs ermöglichen die ausgefeilten strahlentherapeutischen Regime heute bei über 70 Prozent der Patientinnen einen brusterhaltenden Eingriff, wie Professor Dr. Marie-Luise Sautter-Bihl, Direktorin der Klinik für Strahlentherapie des Städtischen Klinikums Karlsruhe, bei einer Pressekonferenz zum 11. Jahreskongress der DEGRO (Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie) in Karlsruhe gesagt hat.

Ohne Nachbestrahlung bekommen bis zu 40 Prozent der Patientinnen ein Rezidiv. Da Rezidive nicht nur an der Stelle des Primärtumors auftreten, sondern auch aus Tumorzellnester, die in allen Teilen der Brust auftreten können, entstehen, ist die Nachbestrahlung ein in den Leitlinien verankertes Muß. Über das Wie wird derzeit kontrovers diskutiert.

In den USA wird nämlich vermehrt eine Teilbrust-Bestrahlung praktiziert. Dies läßt auch bei deutschen Brustkrebs-Kranken die Hoffnung keimen, daß sie mit geringerer Strahlendosis und weniger aufwendigem Bestrahlungsschema genauso effektiv behandelt werden könnten. Dies ist aber keineswegs belegt.

Denn Studien zu den Rezidivraten fehlen. Ein Grund, warum die alleinige Teilbrust-Bestrahlung sich in den USA immer größerer Beliebtheit erfreut, liegt in sozialmedizinischen Aspekten begründet. Die Kassen zahlen dort die sechswöchige Strahlentherapie nicht; zudem laufen die Patientinnen Gefahr, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. So erscheint die Teilbestrahlung als einfachere und billigere Option nach brusterhaltender Operation.

In Deutschland hält man die Teilbrustbestrahlung nur bei strenger Indikationsstellung für vertretbar. Etwa bei Patientinnen mit niedrigem Risiko, also einer Heilungschance von 99 Prozent unter sechswöchiger Strahlentherapie, wie sie etwa bei Frauen über 50 Jahre ohne Lymphknotenbefall und mit wenig aggressivem Tumor gegeben ist. Standard ist und bleibt die Gesamtbrust-Bestrahlung nach brusterhaltender Operation.

Als alleinige radioonkologische Maßnahme ist die Teilbrustbestrahlung für die Kongreß-Präsidentin Sautter-Bihl keine wissenschaftlich vertretbare Alternative. Zusätzlich zur herkömmlichen Bestrahlung könne die Bestrahlung des Tumorbettes - am ehesten bei Hochrisikopatientinnen - die Therapie-Ergebnisse aber weiter verbessern, sagte sie.

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