Schwerhörigkeit sieht man Menschen nicht an

Es gibt viele technische Hilfsmittel für Schwerhörige, aber nicht alle sind für jeden bezahlbar. Am 16. September beginnt in Dresden der Bundeskongress des Schwerhörigenbundes.

Von Christiane Raatz Veröffentlicht:

DRESDEN Theateraufführung, Predigt in der Kirche oder ein Telefonat: Der Alltag ist für Schwerhörige oft mit Hindernissen verbunden. "Schwerhörigkeit sieht man Menschen nicht an", sagte die Vorsitzende des Vereins Dresdner Schwerhörige, Renate Witte, der Nachrichtenagentur dpa im Vorfeld des Bundeskongresses des Deutschen Schwerhörigenbundes in Dresden.

Von Freitag bis Sonntag wollen dort rund 350 Menschen ihre Erfahrungen dazu austauschen.

Viele schämten sich für ihre Schwerhörigkeit, erklärte Witte. Das habe auch etwas mit den Reaktionen vieler Menschen zu tun, die das Problem nicht selten mit Sprüchen wie "Sei froh, dass Du noch laufen und sehen kannst" kommentierten.

"Natürlich können wir die Natur genießen, uns bewegen." Dennoch sei das Leben eingeschränkt, zum Beispiel auf Feiern, bei denen sich viele Menschen unterhielten.

"Der Wortsalat ist auch mit Hörgerät nur schwer zu entwirren." Witte zufolge ist nicht zuletzt auch das öffentliche Leben betroffen. So seien noch zu wenige Einrichtungen mit speziellen technischen Anlagen ausgestattet, mit deren Hilfe die Träger von Hörgeräten das Gesprochene zum Beispiel auf einer Theaterbühne besser verstehen könnten.

"Viele haben keine Möglichkeit, so etwas zu installieren, weil es zu teuer ist." Die Frauenkirche und das Deutsche Hygienemuseum in Dresden gehörten zu den Ausnahmen.

"Technische Neuerungen machen uns das Leben leichter", betonte Witte. So lasse das Cochlea-Implantat - ein spezielles Innenohr-Implantat - hochgradig Hörgeschädigte oder Ertaubte wieder an der Welt der Hörenden teilhaben. Witte trägt auch so ein kleines technisches Wunderwerk. "Aber sobald ich es ablege, kann ich nahezu nichts hören."

Weitere technische Raffinessen wie ein leuchtendes Babyfon, ein Lichtwecker oder eine -klingel erleichterten den Alltag. "Auch spezielle Hörgeräte gibt es, die mit Hilfe einer Induktionsspule störende Nebengeräusche ausblenden können."

Aber viele dieser Geräte seien teuer, nicht immer zahle die Krankenkasse. "Wir als Verein kämpfen oft mit den Kassen", berichtete Witte.

Der Verein, der 2011 sein hundertjähriges Bestehen feiert, berät Schwerhörige auch bei Behördengängen, vermittelt Schriftdolmetscher und gibt Tipps für den Alltag.

"Wer schlecht hört, ist unsicher", sagte Witte. "Einige werden zwar mit einer Schwerhörigkeit geboren, die meisten aber verlieren das Gehör erst im Laufe ihres Lebens - ausgelöst etwa durch Krankheiten wie Scharlach oder einen Hörsturz." (dpa)

Mehr zum Thema

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tierexperiment: Neuer Signalweg identifiziert

Essen in Sicht? Die Leber ist schon aktiv!

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer