Schmerztherapie

Sensibilisierung führt zum Hirn-Umbau

Regelmäßige Schmerzreize führen dazu, dass sich das Gehirn anatomisch umbildet. Schmerztherapien müssen also früh beginnen, um dem Umbauprozess und damit chronischen Schmerzen vorzubeugen.

Veröffentlicht:

MÜNCHEN. Welche Auswirkungen haben wiederholte Schmerzreize? Forscher des Klinikums rechts der Isar der TUM haben das mit Schmerz-Stimulationen untersucht, berichtet die TUM in einer Mitteilung.

Über elf Tage bekamen 27 gesunde Probanden abwechselnd acht schmerzhafte Hitzeschmerzreize und acht Wärmereize am Unterarm verabreicht (Pain 2013; 154: 1732).

Die tägliche Gesamtdauer der Reize betrug etwa fünf Minuten. Die Temperatur der Hitze- oder Wärmereize wurde individuell für jeden Probanden entsprechend der numerischen Schmerzskala (von "0 = kein Schmerz" bis "10 = stärkster vorstellbarer Schmerz") angepasst.

"Die Hälfte unserer Probanden wurde auf den Schmerz sensibilisiert, das heißt, sie empfanden die applizierten Reize mit zunehmender Studiendauer als unangenehmer oder schmerzintensiver.", so Dr. Anne Stankewitz, Neurologische Klinik TUM.

Veränderungen im Gehirn

Vor Beginn der Studie und am Ende wurde zudem je eine MRT-Aufnahme (MRT) des Gehirns gemacht. Der Vergleich der "vorher-nachher" Bilder erfolgte mittels Voxel-basierter Morphometrie (VBM), mit der z.B. Abweichungen in Größe und Form von Gehirnstrukturen nachweisbar sind.

Tölle erläutert: "Bei den Probanden, die im Laufe der wiederholten Schmerzreizung eine Sensibilisierung aufwiesen, konnten wir eine eindeutige Abnahme der Dichte in verschiedenen Bereichen der Gehirnrinde aufzeigen.

Dabei waren vor allem Gehirnstrukturen betroffen, die bei der Schmerzverarbeitung eine Rolle spielen. Bei der anderen Gruppe konnten wir hingegen keinerlei Veränderungen feststellen."

Bemerkenswert ist, dass die Ergebnisse der Sensibilisierungs-Gruppe denen chronisch Schmerzkranker entsprechen, die ebenfalls keinen Gewöhnungseffekt auf den Schmerz aufweisen und ähnliche Veränderungen im Gehirn aufzeigen.

Weiterführende Studien sollten dementsprechend untersuchen, ob gesunde Probanden, die zur Sensibilisierung auf wiederholte Schmerzreize neigen, auch eine erhöhte Neigung aufweisen, chronische Schmerzen zu entwickeln. (eb)

Mehr zum Thema

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Lesetipps
Die Luftbelastung in Innenräumen mit Reinigungsprodukten betrifft jede Person. Sie beeinflusst unsere Lungenfunktion, und das lebenslang. Diese Gefahr wird unterschätzt. So die Meinung einer Pneumologin aus Italien.

© natali_mis / stock.adobe.com

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können