AOK-Datenauswertung

AU-Indikationen: Bei Frauen am häufigsten die Psyche, bei Männern der Rücken

Frauen fehlen krankheitsbedingt häufiger im Job als Männer. Das trifft vor allem für die Teilgruppe der Beschäftigten vom 40. Lebensjahr bis Ende 50 zu.

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Wiesbaden/Düsseldorf. Die Medizin wird immer weiblicher – eine Nachricht, die in den vergangenen Jahren häufiger zu hören war. Nicht nur aus Sicht eines Arbeitgebers im ambulanten oder stationären Versorgungsbetrieb ist das jedoch keine ausschließlich erfreuliche Botschaft. Denn: „Frauen fallen an ihrem Arbeitsplatz häufiger erkrankt aus als Männer“, so das Fazit einer Datenauswertung bei 1,5 Millionen erwerbstätigen Versicherten der AOK Rheinland/Hamburg. Erst ab dem 60 Lebensjahr gleichen sich die – dann auch insgesamt höheren – Krankenstände beider Geschlechter einander an.

Vergangenes Jahr waren demnach von 100 Frauen täglich im Schnitt 7,34 krankgeschrieben. Bei den erwerbstätigen Männern im Versichertenbestand der berichtenden AOK betrug der mittlere Krankenstand 6,88 Prozent. Besonders deutlich fällt die Geschlechterdifferenz in der Kohorte der 40- bis 49-Jährigen und der 50- bis 59-Jährigen aus. Hier wird für Frauen ein Krankenstand von 6,82 bzw. 9,06 Prozent ausgewiesen; bei den Männern 6,04 Prozent und 8,17 Prozent.

Frauen öfter in seelisch belastenden Berufen

„Gerade in den mittleren Lebensjahren sind viele Frauen durch Doppelbelastungen stark beansprucht“, so die Erklärung der AOK. „Private Care-Arbeit liegt weiterhin überwiegend in Frauenhand.“ Ab 60. Lebensjahr lagen die Krankenstände beider Geschlechter im Berichtsjahr mit 11,53 Prozent (Frauen) und 11,52 Prozent (Männer) gleichauf.

Am häufigsten fehlten Frauen im Job zuletzt (2024) wegen psychischer Erkrankungen (17,3 Prozent der AU-Tage), wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen (16,8 Prozent) sowie Atemwegserkrankungen (15,3 Prozent). Bei den Männern stellt sich derselbe Indikationsmix in anderer Reihenfolge dar: Die meisten Fehltage entfielen hier auf Muskel-Skelett-Erkrankungen (21,3 Prozent der AU-Tage). Danach folgen Atemwegserkrankungen (14,3 Prozent) und psychische Probleme (11,7 Prozent). Bei beiden Geschlechtern seien „die Krankheitstage aufgrund psychischer Belastungen in den vergangenen 20 Jahren nach oben geschnellt. Bei den Frauen sogar um über 150 Prozent.“

Hierzu heißt es, viele Frauen arbeiteten „in sozialen und pflegerischen Berufen, die psychisch und emotional herausfordernd sein können“. Traditionell eher von Männern ausgeübte Berufe seien hingegen „eher technisch und mit weniger Kundenkontakt verbunden, dafür bringen sie oft höhere körperliche Belastungen mit sich“. Die Datenauswertung belege, so die AOK weiter, „dass eine geschlechtssensible Gesundheitsförderung wichtiger ist denn je“.

Wochenarbeitszeit pro Kopf auf Rekordniveau

Was jüngste Zahlen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) zu bestätigen scheinen. Wie die Behörde am Dienstag bekanntgab, befindet sich gegenwärtig die statistische Größe „Wochenarbeitszeit pro Kopf“ mit 29 Stunden „auf dem höchsten Niveau seit der Wiedervereinigung“. Das sei vor allem der zunehmenden Beschäftigung von Frauen geschuldet. Deren Arbeitszeit habe sich in den vergangenen 15 Jahren „deutlich erhöht“. Bei Männern ist sie dagegen leicht zurückgegangen.

1991 arbeiteten Frauen den amtlichen Angaben zufolge im Schnitt rund 19 Stunden pro Woche, 2022 waren es über 24 Stunden. Und: Binnen dreier Jahrzehnte habe der Anteil erwerbstätiger Frauen „um fast ein Drittel“ zugelegt. Männer arbeiteten pro Kopf inzwischen etwa 30 Stunden und damit „im Schnitt 2,6 Stunden pro Woche weniger“ als unmittelbar nach der Wende. (cw)

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