Hintergrund

Sexuelle Störungen bei Frauen: Hormonpräparate sind eine Option

Frauen in den Wechseljahren leiden nicht nur unter Hitzewallungen und Schlafstörungen. Viele erleben in der Peri- und Postmenopause auch Veränderungen in der Sexualität mit Libidoverlust und vaginaler Trockenheit. Hormonelle und nicht-hormonelle Therapien können helfen.

Ingrid KreutzVon Ingrid Kreutz Veröffentlicht:
Sexuelle Erfüllung ist auch in der Peri- und Postmenopause möglich. Bei Problemen kann eine Hormontherapie helfen.

Sexuelle Erfüllung ist auch in der Peri- und Postmenopause möglich. Bei Problemen kann eine Hormontherapie helfen.

© Yuri Arcurs / fotolia.com

Der Östradiolspiegel ist für die sexuelle Funktion insgesamt sowie auch für das Libido- und Dyspareunieniveau nach den Ergebnissen von Studien nur von untergeordneter Bedeutung.

Als Hauptprädiktoren für die sexuelle Funktion in der Postmenopause hätten sich das vorherige Niveau der sexuellen Funktion in der Prämenopause, Veränderungen im Partnerstatus und Gefühle für den Partner erwiesen, berichtet Dr. Anneliese Schwenkhagen aus Hamburg (Der Gynäkologe 2010; 4: 133).

Es werde heute davon ausgegangen, dass Östrogene bei der Entstehung von Erregung und Lust eine eher indirekte Rolle spielen, indem sie etwa die Rezeptivität auf sexuelle Stimuli im ZNS erhöhen.

Insofern könne eine systemische Östradioltherapie durchaus positive Effekte auf die sexuelle Funktion haben, so die Gynäkologin und Endokrinologin.

Ein häufiges Problem von Frauen in der Postmenopause ist auch die vaginale Trockenheit. Drei Jahre nach der Menopause ist etwa jede zweite Frau von dem Problem betroffen. Hier können adäquate Östrogenspiegel helfen. Eine große Zahl von Studien belegt nach Angaben von Schwenkhagen die Effektivität einer lokalen Östrogenbehandlung bei solchen Frauen.

Symptome wie ein vermindertes Wohlbefinden oder depressive Verstimmung und Veränderungen der sexuellen Funktion einschließlich einer verminderten Libido gelten als Hauptsymptome eines Androgenmangels.

Auch Symptome wie Hitzewallungen, Abnahme der Muskel- und Knochenmasse sowie verminderte vaginale Lubrikation werden niedrigen Androgenspiegeln zugeschrieben.

Es gibt bisher keine belastbaren Daten, die eindeutig und unbezweifelbar einen Zusammenhang zwischen Sexualfunktion und Serumtestosteronspiegel zeigen, so die Hamburger Expertin.

Eine 2005 publizierte Cochrane-Analyse, die 23 vor 2003 veröffentlichte Studien in die Auswertung einbezog, kam jedoch zu dem Schluss, dass die Zugabe von Testosteron zu einer konventionellen Hormontherapie günstige Effekte auf die sexuelle Funktion postmenopausaler Frauen hat.

Im Jahre 2006 wurde schließlich das erste Androgenpräparat für die Behandlung von Frauen zugelassen. Bisher ist das 300 µg /Tag freisetzende Testosteron-Pflaster allerdings nur für diejenigen Patientinnen zugelassen, bei denen eine chirurgisch bedingte Menopause besteht, das heißt eine Hysterektomie und Adnexektomie vorgenommen wurde, die unter einem HSDD ("hypoactive sexual desire disorder"), also einem Mangel oder Verlust von sexuellem Verlangen leiden, und bereits eine begleitende Östrogentherapie erhalten.

Immer wieder wird diskutiert, ob auch Dehydroepiandrosteronsulfat (DHEA) möglicherweise zur Therapie bei sexuellen Funktionsstörungen bei Frauen eingesetzt werden könnte.

Es handelt sich dabei um ein Prohormon, das im Körper in einer Reihe biologisch aktiver Steroide, unter anderen Testosteron und Östradiol, umgewandelt werden kann. Der Einsatz von DHEA wurde bisher vor allem bei Frauen mit Nebennierenrindeninsuffizienz untersucht.

Die Ergebnisse dieser Studien sind jedoch widersprüchlich. Im Hinblick auf die Sexualität schnitt die Therapie mit DHEA (50 mg/Tag) in einer Studie signifikant besser ab als Placebo. In zwei weiteren Studien mit 25 oder 50 mg DHEA/Tag war allerdings kein Unterschied zu Placebo nachweisbar.

Ähnlich problematisch ist die Datenlage im Hinblick auf den Einsatz von DHEA zur Behandlung sexueller Funktionsstörungen bei gesunden Frauen in der Peri- und Postmenopause.

Tierexperimentelle Daten und die Ergebnisse einer ersten klinischen placebokontrollierten Doppelblindstudie legen jedoch nahe, dass eine lokale Therapie mit DHEA eine neue Option zur Therapie bei Scheidentrockenheit oder Atrophie in der Postmenopause werden könnte.

Mehr zum Thema

Wechseljahre

5 Mythen rund um die Perimenopause: Eine Gynäkologin klärt auf

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

© Oleh / stock.adobe.com

Zielgerichtete Interleukin-23p19-Inhibition

Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H.

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Update der Studie EPIsoDE

Psilocybin hält therapieresistente Depressionen ein Jahr lang in Schach

Lesetipps
Warnschild Grippewelle

© nmann77 / stock.adobe.com

ARE in Grafiken

RKI: Grippewelle deutet sich an

Fünf Menschen im Wartezimmer.

© Tyler Olson / stock.adobe.com

Einteilung in fünf Gruppen

Diabetes: Risiken für Komorbiditäten vom Subtyp abhängig

Im Krankenhaus wird der Patient unter Aufsicht eines Radiologen einer CT-Untersuchung unterzogen.

© Valerii Apetroaiei / stock.adobe.com

Vereinfachter Diagnose-Algorithmus

Lungenembolie mit weniger Bildgebung sicher ausschließen