Zika-Virus
Sexuelle Übertragung möglich
Erneut bereitet ein Virus den Gesundheitsbehörden weltweit Kopfzerbrechen. Diesmal hört es auf den Namen "Zika". Obwohl es seit fast 70 Jahren bekannt ist, gibt es noch viele Rätsel auf - etwa bei der Transmission.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Ginge es nur um den klinischen Verlauf, gäben Infekte mit dem Zika-Virus kaum Anlass zur Sorge. Nach einer Inkubationszeit von meist drei bis sieben Tagen kommt es zu unspezifischen Symptomen.
Dazu kann ein makulopapulöses Exanthem ebenso gehören wie eine Konjunktivitis, Kopfschmerzen, Arthralgien, Myalgien und subfebrile Temperaturen. Nach einer Woche ist der Infekt in der Regel überstanden, und vermutlich verläuft ein großer Teil der Infektionen sogar inapparent.
Doch harmlos ist das Zika-Virus dennoch nicht, wie sich vor allem in Brasilien zu zeigen scheint. Dort kommen seit Ausbruch der Zika-Virus-Epidemie gehäuft Kinder mit Mikrozephalie zur Welt.
Das aktuelle epidemiologische Register der Weltgesundheitsorganisation WHO verzeichnet 3530 solcher Fälle, darunter 46 Gestorbene. Inzwischen soll sich die Zahl bei über 4000 liegen.
Zusammenhang mit Mikrozephalie
Als Ursache dafür, dass Kinder in den Zika-Epidemiegebieten mit zu kleinem Kopf auf die Welt kommen, wird eine Infektion der Mütter während der Schwangerschaft vermutet.
"Vieles deutet darauf hin, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen einer Zika-Virus-Infektion in der Schwangerschaft, höchstwahrscheinlich im ersten oder zweiten Trimenon, und einer Mikrozephalie beim ungeborenen Kind", bestätigt Professor Jonas Schmidt-Chanasit vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin.
Diese Koinzidenz sei sowohl in Brasilien als auch in Französisch-Polynesien aufgefallen, wo es im Jahr 2013 eine größere Zahl von ZikaInfektionen gab. Hinweise auf andere Verursacher dieser Missbildungen gebe es nicht.
Im Zusammenhang mit ZikaVirus-Infektionen mehren sich zudem Berichte über eine ungewöhnlich hohe Zahl von Patienten mit Guillain-Barré-Syndrom.
Ob es sich bei der Infektion um die Krankheitsursache handelt, ist für das Guillain-Barré-Syndrom noch ebenso wenig bewiesen wie für die Mikrozephalie.
Nicht ganz geklärt ist auch der Übertragungsweg der Zika-Viren. Sicher ist, dass Mücken als Vektoren fungieren. Für das Zika-Virus spielt vor allem die Gelbfiebermücke eine Rolle. Weitere Überträger sind vermutlich Asiatische Tigermücken.
Bluttransfusionen unter Verdacht
Perinatale Infektionen könnten ebenfalls vorkommen (Euro Surveill 2014: 19: pii=20751), des Weiteren stehen Bluttransfusionen unter Verdacht (Euro Surveill 2014; 19: pii=20761). Womöglich sind Zika-Viren sogar sexuell übertragbar.
Einen ersten Fall, der dies nahelegt, hat der Biologe Brian Foy von der Colorado State University in Fort Collins publiziert (Emerg Infect Dis 2011; 17: 880).
Foy war 2008 im Senegal unterwegs gewesen, um Moskitos zu studieren. Dabei war er mehrfach gestochen worden. Nach seiner Rückkehr in die USA erkrankte er (serologisch gesichert) an Zika-Fieber, in dessen Verlauf Symptome einer Prostatitis - mit Dammschmerzen, Dysurie und Hämatospermie - auftraten.
Bevor er Symptome entwickelte, hatte Foy ungeschützten Geschlechtsverkehr mit seiner Ehefrau gehabt. Einige Tage später erkrankte sie unter den Zeichen einer Zika-Virus-Infektion.
Ihre serologischen Befunde sprachen tatsächlich für das Zika-Virus als Ursache. Foys Frau war nie in Afrika oder Asien gewesen und hatte die USA seit längerer Zeit nicht verlassen.
Inzwischen existiert ein weiterer Bericht über einen Patienten aus Tahiti. Er hatte während eines Zika-Ausbruchs eine Hämatospermie entwickelt. Aus seinem Sperma konnten Zika-Virus-Partikel isoliert werden, was die Möglichkeit der sexuellen Übertragbarkeit unterstreicht (Emerg Infect Dis 2015; 21: 359).
Auch in Europa eingeschleppt
Laut einer Auflistung der WHO zirkuliert das Zika-Virus inzwischen in 22 Ländern und Territorien des amerikanischen Kontinents. Neben diesen Gebieten mit autochthoner Übertragung ist das Virus in andere Länder verschleppt worden, darunter europäische.
Dazu gehört Deutschland, wo Ende vergangenen Jahres bei zwei Reiserückkehrern aus Haiti frische Infektionen mit Zika-Viren diagnostiziert worden sind. Schmidt-Chanasit hält es nicht für ausgeschlossen, dass Zika-Viren in Europa heimisch werden. "Rein theoretisch ist das möglich", meint der Experte vom Bernhard-Nocht-Institut.
Tigermücken als mögliche Überträger gebe es auch im Süden von Italien, Spanien und Portugal. In Deutschland komme die Tigermücke ebenfalls vor, etwa in Freiburg, Heidelberg oder Bayern. "Aber hier", so Schmidt-Chanasit, "würde der Winter einem Ausbruch ein Ende setzen."