Stammzellen mit kanzerogenem Potential

BALTIMORE (ner). Der genetische Kode von embryonalen Stammzellen weist in Kulturen mit der Zahl der Teilungen eine erhebliche Zahl an Mutationen auf, wie sie teilweise bei Krebserkrankungen vorkommen. Dies könnte erhebliche Konsequenzen für die weitere Forschungsarbeit mit embryonalen Stammzellinien sowie für eventuelle therapeutische Anwendungen in vivo haben.

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Darauf machen Wissenschaftler um Dr. Aravinda Chakravarti von der Johns Hopkins University in Baltimore im US-Staat Maryland aufmerksam (Nature Genetics-Online). Die Forscher hatten im tiefgefrorenen Zustand archivierte Stammzellinien mit ihren Tochtergenerationen verglichen.

Dabei fanden sie in acht von neun Zellinien signifikante Veränderungen in mehreren Regionen des Genoms, Mutationen in der mitochondrialen DNA sowie Veränderungen von Regulatoren, die die Synthese von Eiweißmolekülen auf der Grundlage der DNA steuern.

Das sei keine gute Nachricht, so Chakravarti. Denn dies bedeute, daß sich die biologischen Eigenschaften der Zellen nach mehrfacher Replikation verändern könnten. Was passiert, wenn man solche Zellen einem Patienten zu therapeutischen Zwecken transplantieren würde, ist unklar. Allerdings kommen einige der beobachteten Genom-Veränderungen regelmäßig bei Krebsarten von Menschen vor. Betroffen ist auch ein Tumorsuppressor-Gen.

Der britische Stammzellexperte Dr. Roger Pedersen aus Cambridge hält dagegen nichts von Pessimismus. Er finde, das "Glas" sei noch "halb voll", wenn man bedenke, daß Milliarden archivierter Stammzellen offenbar genetisch in Ordnung seien, so das positive Ergebnis der Studie.

Er fordert die Genehmigung von mehr frischen Stammzellen für die Forschung. Chakravarti plädiert für ein genetisches Screening von humanen embryonalen Stammzellinien, bevor sie therapeutisch verwendet werden.

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