Steroide bei Rheuma - da gibt’s viele Vorurteile

BARCELONA (gvg). In einer neuen Leitlinie setzt sich die Europäischen Rheumaliga (EULAR) mit niedrig dosierten Glukokortikoiden auseinander. Viele häufig befürchtete Komplikationen seien bei Tagesdosierungen bis 7,5 mg Prednisolon nicht zu erwarten, so der Tenor.

Veröffentlicht:

"Viele Ärzte schrecken noch immer vor der Dauertherapie mit Kortikoiden zurück, weil sie unerwünschte Wirkungen befürchten", betonte Professor José Antonio da Silva aus Coimbra in Portugal. Diese Befürchtungen seien aber in dem in der Rheumatologie üblichen, niedrigen Dosisbereich nur teilweise berechtigt.

Als gesichert könne aber gelten, dass das Risiko von klinisch relevanten, osteoporotischen Frakturen auch bei niedrigen Dosierungen steige. "Es gibt da keine sichere Dosis", so da Silva beim EULAR 2007. Bereits bei Tagesdosierungen unter 2,5 mg Prednisolon sei die Gefahr in der Dauertherapie um 40 Prozent erhöht. Oberhalb von 15 mg steige sie auf das zwei- bis dreifache der Altersnorm.

Ebenfalls geachtet werden müsse auch bei niedriger Dosis auf Zuckerstoffwechsel und Augenveränderungen - vor allem eine Kataraktbildung. Bei Dosierungen unter 10 mg/Tag Prednisolon sei dagegen eine erhöhte Infektionsneigung nicht zu beobachten. Diese ist in großen Metaanalysen vor allem bei Patienten mit neurologischen Erkrankungen und bei Leberpatienten nachgewiesen worden, die wesentlich höhere Dosierungen erhalten. Auch für negative Wirkungen auf den Fettstoffwechsel gebe es im Niedrigdosisbereich wenig Anhalt, so da Silva. Das gleiche gelte für die oft postulierte Neigung zu Hypertonie oder Ödemen.

EULAR-Sprecher Professor Johannes Jacobs aus Utrecht in den Niederlanden stellte eine neue EULAR-Leitlinie vor, die sich mit Sicherheit und Anwendung von Glukokortikoiden in der Rheumatologie auseinandersetzt. Zu den Empfehlungen, die als durch Studien abgesichert gelten können, zählt die Expertenkommission die Osteoporose-Prophylaxe mit Kalzium und Vitamin D. Falls zusätzliche Risikofaktoren bestehen oder die Knochendichte unter Therapie abnimmt, wird zu zusätzlicher Bisphosphonat-Therapie geraten. Ebenfalls empfohlen wird eine Gastroprotektion bei Kombination mit NSAR.

Mehr Infos zum EULAR-Kongress im Internet: www.eular.org

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Retrospektive Analyse

Knie-TEP: Bei wem ist das Risiko für Instabilität erhöht?

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kopfschmerzen

Migräne: Welche Therapie bei älteren Patienten möglich ist

10 Fragen, 10 Antworten

Ausgeschlafen trotz Schichtdienst: Wie das klappen kann

Lesetipps
Stethoskop auf Geldmünzen

© oppoh / stock.adobe.com / Generated by AI

EBM-Abrechnung 2026

Vorhaltepauschale 2.0: Bei 10 Kriterien ist für jeden was dabei

Großer Andrang am Quartalsanfang? Mit der Ersatzbescheinigung könnten sich vor allem Menschen mit chronischen Erkrankungen den Weg in die Praxis sparen.

© Picture-Factory / stock.adobe.com

Neues Verfahren mit Potenzial

Das bringt die elektronische Ersatzbescheinigung den Praxen