Strahlentherapie bei Kindern: Risiko geringer als gedacht

Erste Registerdaten zu Spätfolgen einer Strahlentherapie bei krebskranken Kindern wurden jetzt ausgewertet.

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Die neue Bestrahlungseinrichtung in Heidelberg: Die Langzeitfolgen bei Kindern sind offenbar geringer als bislang befürchtet.

Die neue Bestrahlungseinrichtung in Heidelberg: Die Langzeitfolgen bei Kindern sind offenbar geringer als bislang befürchtet.

© nanopixx / imago

BERLIN (eb). Die Risiken langfristiger Folgen einer Strahlentherapie bei krebskranken Kindern und Jugendlichen sind offenbar geringer als bislang befürchtet. Das haben nun erste Auswertungen der Daten eines im Jahre 2004 eingerichteten Patientenregisters ergeben, wie die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) mitteilt.

"Kinder und Jugendliche haben nach einer erfolgreichen Krebstherapie den größten Teil ihres Lebens noch vor sich. Es ist deshalb besonders wichtig, Spätfolgen der Behandlung zu vermeiden", wird die DEGRO-Präsidentin Professor Rita Engenhart-Cabillic in einer Mitteilung der Gesellschaft zitiert.

Spätfolgen oft erst Monate oder Jahre nach Therapie

Als Spätfolgen gelten unerwünschte Wirkungen, die erst Monate oder gar Jahre nach dem Ende der Strahlentherapie auftreten. Aus diesem Grund werden sie in den Therapiestudien häufig nicht komplett erfasst. "Unsere bisherigen Erkenntnisse hierzu beruhten im Wesentlichen auf kleineren rückblickenden Untersuchungen", so Engenhart-Cabillic vom Zentrum für Radiologie - Klinik für Strahlentherapie der Philipps- Universität Marburg.

Eine sinnvolle Beurteilung sei auch deshalb nicht möglich gewesen, da sich die einzelnen Behandlungsverfahren im Laufe der Jahre stark verändert hätten. So basierten frühere Untersuchungen zum Teil auf Techniken der Strahlentherapie, die heute gar nicht mehr angewendet werden.

Um die Spätfolgen aktueller Verfahren besser beurteilen zu können, hat die DEGRO gemeinsam mit der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie bereits vor sechs Jahren das "Register zur Erfassung von Spätfolgen nach Strahlentherapie maligner Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter" (RiSK) eingerichtet. Die finanzielle Förderung erfolgte durch die Deutsche Kinderkrebsstiftung. "Bislang wurden 1300 Patienten aus 62 Zentren dokumentiert", berichtet der Chairman des Registers, Professor Normann Willich vom Universitätsklinikum Münster.

Kaum Störungen der Nierenfunktion

"Die ersten Ergebnisse aus dem Register zeigen, dass die Belastung der Organe geringer ausfällt als befürchtet", so Willich. Als Beispiel führt der Experte eine kürzlich veröffentlichte Studie zu den Auswirkungen der Strahlentherapie auf die Nieren an (Int J Radiat Oncol Biol Phys. Online). Auch zwei bis drei Jahre nach Ende der Behandlung sei es bei den meisten Patienten nicht zu Funktionsstörungen gekommen, so Willich.

Die wenigen Patienten, bei denen die Nieren durch die Krebstherapie in Mitleidenschaft gezogen wurden, hatten eine höhere Strahlendosis erhalten. "Diese Erkenntnis werden wir bei der Behandlung zukünftiger Patienten berücksichtigen", betont Willich.

Ähnliche Auswertungen wurden zu Auswirkungen einer Strahlentherapie auf Speicheldrüsen und Lunge durchgeführt. Und weitere Analysen zu Spätfolgen der Strahlentherapie sind bereits in Vorbereitung.

"Da sich einige Spätschäden erst nach vielen Jahren zeigen, ist es wichtig, das Register fortzuführen", sagt Willich. "Je mehr Kinder erfasst werden und je länger die Nachbeobachtungszeiten sind, desto besser können wir bei zukünftigen Patienten Nutzen und Risiken der Therapie gegeneinander abwägen."

Die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie setzt sich deshalb dafür ein, die Beobachtung von Spätfolgen weiter voranzutreiben. Die deutschen Strahlentherapeuten tauschen ihre Erfahrungen mit Experten anderer Länder aus. Eine enge Kooperation besteht mit Schweden. Dort wurde auf der Basis der RiSK-Struktur und der RiSK-Dokumentation ein gleichartiges schwedisches Register aufgebaut.

Mehr Informationen zum Thema Strahlentherapie bei Krebserkrankungen gibt es im Internet auf: www.degro.org

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