Stromreize lindern Stuhlinkontinenz

ERLANGEN (mut). Mit einem neuen Verfahren kann bei Patienten mit ausgeprägter Stuhlinkontinenz die Kontinenz deutlich verbessert werden. Mit der Stimulation von Sakralnerven ließ sich in einer internationalen Studie bei etwa einem Drittel der Patienten die Kontinenz sogar komplett wiederherstellen.

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Geleitet hat die internationale Studie der Chirurg Professor Klaus E. Matzel von der Universitätsklinik Erlangen.

Bisher gab es zu dem Verfahren nur kleinere Studien an einzelnen Instituten. In der Zeitschrift "The Lancet" (363, 2004, 1270) hat Matzel nun eine Multicenter-Studie mit 37 Patienten veröffentlicht, bei denen trotz Therapie mit Opioiden oder Loperamid oder trotz Sphinkter-Op die Inkontinenz weiterbestand. Die Hälfte der Patienten hatte eine idiopathische Stuhlinkontinenz, bei den anderen waren Traumata, perineale Operationen oder eine Sklerodermie Ursachen für die Inkontinenz.

Bei den Patienten wurden Elektroden am dritten oder vierten Sakralnerven implantiert. Ein Impulsgeber (Medtronic Modell 3625), der unter die Bauchhaut implantiert wurde, lieferte kontinuierlich 210 Mikrosekunden dauernde Impulse mit einer Frequenz von 15 Hertz. Die Patienten wurden im Schnitt über zwei Jahre beobachtet.

Das Ergebnis: Zu Beginn hatten die Patienten im Mittel über 16 Inkontinenz-Episoden pro Woche. Nach drei Monaten Therapie waren es nur noch zwei Episoden. Der Erfolg blieb über die Therapiedauer erhalten. Bei zwölf Patienten konnte die Kontinenz komplett wiederhergestellt werden. Den meisten Patienten gelang es, bei Stuhldrang den Stuhlgang um mehr als fünf Minuten aufzuhalten. Nur bei einem Patienten war nach zwei Jahren kein Erfolg der Therapie erkennbar.

Mit der Methode wird offenbar die Sphinkterfunktion verbessert. Die genaue Wirkungsweise ist aber noch unklar, berichten die Autoren.

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