Trotz Zweifel an Empfehlung: Ja zu Colitis-Check

NEU-ISENBURG (gwa). Offenbar bekommen Risikopatienten mit Colitis ulcerosa (CU) selten leitlinienkonforme Überwachungskoloskopien. Zwar wird jeder Zweite jährlich und ein weiteres Viertel alle zwei Jahre koloskopiert. Doch nur bei neun Prozent werden die empfohlenen über 40 Biopsien entnommen. Allerdings: Die Leitlinien sind nicht unumstritten.

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Auf eine Umfrage der Selbsthilfeorganisation Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV) unter 6708 bei ihr organisierten CU-Patienten hatten unter anderen knapp 300 Patienten mit erhöhtem Darmkrebsrisiko geantwortet. Als Risikopatienten gelten solche mit ausgedehnter, seit 8 bis 10 Jahren bekannter CU. Immerhin: Jeder Zweite hatte jährliche Koloskopien. Wurden die Untersuchungen nicht gemacht, lag das an mangelnder Compliance. Der häufigste Grund: Die Betroffenen empfanden die Darmreinigung als belastend.

Doch nur etwa neun Prozent erhielten eine leitliniengerechte Überwachungskoloskopie mit etwa 40 Biopsien. Bei mehr als 50 Prozent waren es unter 10 Biopsien. Vermutlich ist die Situation insgesamt noch weniger günstig: Denn die Zahlen können nicht als repräsentativ angesehen werden (Z Gastroenterol 45, 2007, 325). Es wird vermutet, dass die in der DCCV organisierten CU-Patienten sich überdurchschnittlich stark über ihre Krankheit Gedanken machen und Sorgen um ihre Gesundheit auf ihre Ärzte übertragen.

Aber: Die Leitlinien sind nicht unumstritten, sagte Professor Axel Dignaß vom Markus-Krankenhaus in Frankfurt am Main. "Mit 40 bis 50 Biopsien erfasst man nur etwa ein bis zwei Prozent der Darmschleimhaut-Oberfläche," so Dignaß zur "Ärzte Zeitung". Auch deshalb stellen Kollegen den Sinn der Leitlinien infrage.

Der Gastroenterologe plädiert dennoch für Koloskopien alle ein bis zwei Jahre bei Risikopatienten. "Bringt man die Patienten zu regelmäßigen Untersuchungen, hat man die Chance, Darmkrebs im Frühstadium zu erkennen." Eine Koloskopie, bei der 40 Biopsien entnommen werden, dauere etwa 30 bis 40 Minuten.

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