Unvorhersehbare Schmerzattacken sind eine dramatische Erfahrung

MÜNCHEN (djb). Krebspatienten erhalten zu selten eine rasche und kurz wirksame Bedarfstherapie bei Durchbruchschmerzen. Um diese zu erkennen und ihnen angemessen entgegen zu wirken, sind Ärzte auf Schmerztagebücher und -fragebögen angewiesen.

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Daran hat Dr. Gerhard Müller-Schwefe vom Schmerz- und Palliativzentrum in Göppingen erinnert. Durchbruchschmerzen, also vorübergehende Schmerzexazerbationen mit hoher Schmerzintensität bei sonst stabilen und angemessen kontrollierten Dauerschmerzen, treten gelegentlich bis hin zu mehrfach täglich bei bis zu 95 Prozent der Patienten mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen auf. Diese unkontrollierten Schmerzattacken erreichen ihre maximale Intensität im Schnitt nach etwa drei Minuten und dauern meist weniger als 30 Minuten.

Durchbruchschmerzen könnten durch Bewegung oder Nahrungsaufnahme getriggert sein, meist träten sie jedoch völlig unerwartet und unkalkulierbar auf, so Müller-Schwefe bei einer Veranstaltung von Cephalon. Sie müssen differenzialdiagnostisch von End-of-dose-Schmerzen, also bei unzureichender Basismedikation, unterschieden werden, die eine Neubewertung der Dauerschmerztherapie erforderlich machen.

Zur Diagnostik und Verlaufskontrolle von Durchbruchschmerzen müsse gezielt nachgefragt werden, da viele Patienten nicht von sich aus über die Beschwerden berichteten. Es sollten zudem Schmerztagebücher und standardisierte Schmerzfragebögen verwendet werden.

Für die Patienten sind die unvorhersehbaren Schmerzattacken eine dramatische Erfahrung, die zu Angst und Depressionen führen kann und häufig - vermeidbare - Notfalleinweisungen zur Folge hat. "Nicht zu wissen, wann der Schmerz kommt und wie stark er sein wird, ist Folter", sagte Müller-Schwefe. Um die Schmerzen zu lindern, müsse dem Patienten ein geeignetes Notfallmedikament zur Verfügung gestellt werden, das innerhalb weniger Minuten und dafür nur kurz wirkt.

Orale kurz wirksame Opioide, die bislang üblicherweise zur Therapie bei Durchbruchschmerzen genutzt werden, entsprechen nicht dem erforderlichen zeitlichen Muster. Besser geeignet sind Substanzen, die rasch durch die Blut-Hirn-Schranke gelangen und der typischen Kinetik von Durchbruchschmerzen folgen, etwa Fentanyl in neuer Galenik für die transmukosale Applikation.

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