Viele Demenzkranke sprechen erst mit Verzögerung auf die Therapie an

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BERLIN (mut). Verbessern sich die kognitiven Leistungen bei Alzheimer-Patienten nach Therapiebeginn mit Cholinesterase-Hemmern nicht, dann bedeutet das nicht automatisch, dass die Patienten nicht auf die Therapie ansprechen. Denn ohne Therapie verschlechtert sich die Kognition bei solchen Patienten meist deutlich.

Cholinesterase-Hemmer etablieren sich bei Alzheimer zunehmend als Basistherapie unabhängig vom Krankheitsstadium. Darauf hat Professor Lutz Frölich vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim hingewiesen. So haben Studien gezeigt, dass die Medikamente nicht nur positive Wirkungen auf Kognition und Alltagsfunktion in leichten und mittelschweren Stadien, sondern auch in schweren Stadien haben. Ein Problem für Ärzte ist jedoch, zu erkennen, ob die Patienten auch auf die Medikation ansprechen. Zwar zeigen viele Patienten nach Therapiebeginn eine vorübergehende leichte Verbesserung der Kognition, bei einem Teil der Patienten bleibt die kognitive Funktion jedoch unverändert oder verschlechtert sich trotz Therapie. Diese Patienten gelten dann oft als Non-Responder, so Frölich auf einer Veranstaltung von Pfizer und Eisai beim DGPPN-Kongress in Berlin.

Nach Daten der AWARE-Studie× müsse dieses Konzept jedoch überprüft werden: Demnach profitieren auch Patienten von der Therapie, bei denen ein Erfolg klinisch zunächst nicht erkennbar ist.

In der AWARE-Studie wurden über 800 Patienten zunächst bis zu 24 Wochen mit Donepezil (Aricept®) behandelt. Nach Abschluss dieser offenen Phase wurden die behandelnden Ärzte gefragt, ob sie einen klinischen Nutzen der Therapie feststellen können. Dies war bei 69 Prozent der Patienten der Fall. Die übrigen 31 Prozent, die dananch als Non-Responder galten, wurden nun in einer Doppelblind-Phase entweder zwölf Wochen mit Placebo oder Donepezil behandelt. Das Ergebnis: Die Patienten mit Donepezil schnitten bei kognitiven Parametern, Verhalten und Alltagskompetenz deutlich besser ab als Patienten mit Placebo. So war der Wert beim Mini-Mental-Status-Test (MMSE) im Schnitt 1,3 Punkte höher als mit Placebo, der ADAS-cog-Wert war um etwa einen halben Punkt besser, der Wert des Neuropsychiatrischen Inventars (NPI) um 3,2 Punkte besser, der Wert auf der Skala DAD (Disability Assessment for Dementia) um 3,7 Punkte. Die Unterschiede beim MMSE und NPI waren statistisch signifikant. Eine Verbesserung oder Stabilisierung in zwei oder mehr Symptombereichen wurde bei 76 Prozent der Patienten mit Donepezil, aber nur bei 54 Prozent mit Placebo beobachtet.

Die Daten zeigen, so Frölich, dass ein Teil der Patienten erst mit einer gewissen Verzögerung anspricht (Late-Responder). Zudem komme es bei Therapie-Abbruch bei vermeintlichen Non-Respondern oft zu einer deutlichen Verstärkung der Alzheimer-Symptome.

AWARE: Aricept Washout and Rechallange Study

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