Wenn Gene auf die Galle gehen, schützen Arzneien

Für die Entstehung von Gallensteinen sind außer Bewegungsmangel und ungesunder Ernährung auch Gene bedeutsam.

Veröffentlicht:
Gallensteine: Wer gesund lebt und sich bewegt, kann seinen Gallenstein-Genen auch ohne Arzneimittel ein Schnippchen schlagen.

Gallensteine: Wer gesund lebt und sich bewegt, kann seinen Gallenstein-Genen auch ohne Arzneimittel ein Schnippchen schlagen.

© klaro

FREIBURG (gvg). Ein klarer Fall: Wenig körperliche Bewegung, Gewichtsprobleme, hyperkalorische Ernährung und Östrogentherapien - das alles zusammen begünstigt die Entstehung von Gallensteinen. Doch auch die Gene haben bei der Entstehung des Steinleidens ein Wörtchen mitzureden.

Rein genetisch bedingte Gallensteine sind allerdings ausgesprochen selten. Mit der ABC B4-Mutation, einer Mutation in einem ATP-Transporter, gibt es einen Gendefekt, der fast obligat mit Gallensteinen einhergeht.

"Diese Patienten bekommen schon vor ihrem 40. Lebensjahr Gallensteine, und nach einer Cholezystektomie haben sie weiterhin Probleme mit Steinen in den Gallengängen und mit intrahepatischer Steinbildung", sagte Professor Frank Lammert von der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum des Saarlands bei einer Veranstaltung der Falk Foundation in Freiburg.

Viel häufiger sind Mutationen, die Gallensteine begünstigen, wenn die Patienten sich wenig bewegen oder sonst ungesund leben. Die ATP-Transporter-Mutation ABC G8 zum Beispiel liegt bei etwa jedem zwanzigsten Mitteleuropäer vor. Sie führt dazu, dass sich das Risiko der Steinentstehung für den Träger mehr als verdoppelt.

Eine weitere Mutation, die so genannte Gilbert-Mutation in einer der UDP-Glucuronyltransferasen, prädisponiert ebenfalls für Gallensteine. "Hochrechnungen zufolge sind diese beiden Mutationen zusammen für etwa 21 Prozent aller Gallensteinleiden verantwortlich", berichtete Lammert. Ob diese Mutationen in Zukunft auch eine klinische Bedeutung haben werden? Immerhin könnten sie dazu genutzt werden, Risikogruppen zu identifizieren, spekulierte der Gastroenterologe.

Risikopatienten könnten dann etwa ganz gezielt an Screeninguntersuchungen teilnehmen und bei hohem Risiko auch prophylaktische Therapien erhalten. Neben Ursodeoxycholsäure bieten sich hier vor allem die Statine an: "In einer kürzlich publizierten Studie war eine Statineinnahme mit einem um 18 Prozent geringeren Risiko für eine Cholezystektomie assoziiert", so Lammert (Gastroenterology 2009; 136: 1593).

Klar ist auch: Wer gesund lebt und sich bewegt, kann seinen Gallenstein-Genen auch ohne Arzneimittel ein Schnippchen schlagen: "Wer fünfmal die Woche 30 Minuten Rad fährt, senkt das Risiko für Gallensteine um 37 Prozent", so Lammert.

Ihr Newsletter zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

© Oleh / stock.adobe.com

Zielgerichtete Interleukin-23p19-Inhibition

Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H.

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Update der Studie EPIsoDE

Psilocybin hält therapieresistente Depressionen ein Jahr lang in Schach

Lesetipps
Warnschild Grippewelle

© nmann77 / stock.adobe.com

ARE in Grafiken

RKI: Grippewelle deutet sich an

Fünf Menschen im Wartezimmer.

© Tyler Olson / stock.adobe.com

Einteilung in fünf Gruppen

Diabetes: Risiken für Komorbiditäten vom Subtyp abhängig

Im Krankenhaus wird der Patient unter Aufsicht eines Radiologen einer CT-Untersuchung unterzogen.

© Valerii Apetroaiei / stock.adobe.com

Vereinfachter Diagnose-Algorithmus

Lungenembolie mit weniger Bildgebung sicher ausschließen