Wer raucht, verschlimmert seine rheumatoide Arthritis

WIEN (kat). Nach Zwillingsstudien aus Großbritannien und Finnland sind 55 Prozent des Risikos, an einer rheumatoiden Arthritis (RA) zu erkranken, auf genetische Faktoren zurückzuführen. Das läßt Raum für Umwelteinflüsse und damit beeinflußbare Risikofaktoren. Aus mehreren epidemiologischen Studien gibt es Hinweise, daß Hormone, Zigarettenrauchen und bestimmte Ernährungsgewohnheiten sowie Infektionen solche beeinflußbaren Risikofaktoren sein könnten.

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Beim Europäischen Rheumatologen-Kongreß in Wien hat Professor Alan Silman, Epidemiologe aus Manchester in Großbritannien, darüber berichtet, was bisher zu möglicherweise beeinflußbaren Risikofaktoren bekannt ist.

  • Zum Thema Hormone gibt es zum Beispiel Daten, daß Frauen, die Kontrazeptiva benutzt haben oder benutzen, einen späteren Krankheitsbeginn haben als Frauen ohne eine solche Therapie. Ihr Risiko für eine RA ist aber nicht reduziert. Eine aktuelle Hormonersatztherapie (HRT), so Silman weiter, sei mit keiner erhöhten RA-Inzidenz assoziiert. Bei Frauen mit früherer Hormonersatztherapie sei aber der Anteil von RA-Patientinnen größer als bei Frauen ohne HRT. Auch Schwangerschaften seien nicht mit einer erhöhten RA-Inzidenz assoziiert, jedoch das Stillen. Silman führt das auf die Ausschüttung des entzündungsfördernden Hormons Prolaktin zurück.
  •     Ein großer Anteil roten Fleisches in der Nahrung erhöht Rate der Erkrankungen.
       
    Zigarettenrauchen ist - wie für viele andere chronische Krankheiten auch - ein Risikofaktor, und zwar vor allem für Männer. Der Effekt ist dosisabhängig: Wird 40 Jahren lang pro Tag eine Schachtel geraucht, ist die RA-Rate zehn Mal so hoch wie bei Nichtrauchern. Wird das Rauchen aufgegeben, ist die RA-Rate nach zehn Jahren Abstinenz noch um das Doppelte erhöht - und damit übrigens ebenso hoch wie nach 40 Jahren Passivrauchen.
  • Für die Ernährung legen Studiendaten nahe, daß bei Personen, die mit der Nahrung viele Antioxidantien - etwa im Obst, Vitamin C - aufnehmen, im Vergleich zu Personen mit einem geringen Verzehr die RA-Rate niedriger ist. Bei einem großen Anteil roten Fleisches in der Nahrung ist die RA-Rate dagegen - unabhängig von der Obstzufuhr - erhöht. Außerdem gibt es Hinweise, daß entkoffeinierter Kaffee mit einer erhöhten RA-Rate assoziiert ist, Tee dagegen mit einer eher niedrigen.
  • Auch zur Frage, ob Infektionen als Risikofaktoren einzustufen sind, besteht noch Forschungsbedarf. Diskutiert wird ein möglicher Zusammenhang zwischen rheumatoider Arthritis und der Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus. Die jetzige Datenlage lasse als Antwort auf die Frage, ob die RA-Inzidenz durch Beeinflussung von Risikofaktoren reduziert werden könne, bisher nur ein klares "vielleicht" zu, so Silman.
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