Daten von 2020

Zahl der Borreliose-Diagnosen ist gestiegen

Ein Jahrzehnt lang ist die Zahl der dokumentierten Infektionen mit Borreliose-Erregern in Deutschland zurückgegangen. 2020 stieg sie erstmals wieder. Eine Folge der Corona-Pandemie?

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Borrelia-Bakterien im Blut.

Borrelia-Bakterien im Blut.

© Kateryna_Kon / stock.adobe.com

Berlin. Die Zahl der in Deutschland dokumentierten Borreliose-Infektionen ist 2020 um etwa acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Dies könne möglicherweise eine Folge erhöhter Freizeitaktivitäten im Grünen wegen der Einschränkungen durch die Corona-Maßnahmen sein, sagte der Vorstandsvorsitzende des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi), Dominik von Stillfried. Zudem herrschte in vielen Regionen ideales, sprich warmes und trockenes Zeckenwetter. Insgesamt wurden rund 360.000 Fälle von Lyme-Borreliosen von den Kassenärzten diagnostiziert, wie eine Auswertung des Zi für die Deutsche Presse-Agentur ergab.

Seit 2010 waren die Infektionszahlen leicht zurückgegangen. Doch 2020 steckten sich nun 465 Menschen je 100.000 Versicherter mit dem Erreger an, nach 429 im Jahr 2019. Mit Abstand am häufigsten registrierten die Ärzte die Lyme-Borreliose in Sachsen: Dort infizierten sich 927 je 100.000 Versicherter. Auch in Thüringen (780), Brandenburg (707), Bayern (637) und Sachsen-Anhalt (615) gab es viele Ansteckungen. Vergleichsweise glimpflich kamen die Bewohner der Stadtstaaten Hamburg (210) und Berlin (258) davon.

Fünf Bundesländer verzeichneten zwischen 2019 und 2020 einen zweistelligen prozentualen Anstieg: Nordrhein-Westfalen, Bayern, Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen. In Brandenburg hingegen steckten sich mit minus 0,4 Prozent etwas weniger Patienten je 100.000 Versicherter an.

Nach Zeckenstich sechs Wochen lang Obacht!

Die Lyme-Borreliose wird ja von Zecken übertragen. „Wenn die Zecke sticht, dann gibt es im Schnitt bei drei Prozent eine Übertragung und in einem Prozent eine klinische Symptomatik“, berichtet Professor Helmut Eiffert vom MVZ wagnerstibbe für Medizinische Mikrobiologie in Göttingen. „Meistens verschwindet das komplett wieder. Es kann aber sein, das zum Teil Jahre später diese Bakterien wieder aktiviert werden, und das sind dann die schweren Fälle. Das sehen wir mittlerweile aber fast gar nicht mehr, weil frühzeitig mit Antibiotika behandelt wird.“

Eiffert, der früher viele betroffene Kinder behandelt hat, weist aber darauf hin, dass gerade der Nachwuchs besonders häufig am Kopf gestochen wird – mit der Gefahr, dass das typische Warnzeichen, eine nach mehreren Tagen auftretende, ringförmige Rötung um die Einstichstelle der Zecken (Wanderröte), unter den Haaren unentdeckt bleibt. Neben bedeckender Kleidung ist deshalb das gründliche Absuchen nach einem Aufenthalt im Freien der beste Schutz gegen Borreliose. Findet sich tatsächlich eine Zecke, sollte man die Umgebung der Stichstelle gut im Auge behalten - und zwar sechs Wochen lang. (dpa)

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