Kritik an Kalayci-Vorstoß

Ärzte-Vertreter: Wahlrecht bei Corona-Impfstoff verwirrt die Bürger

Die Berliner sollen die Wahl bekommen, mit welchem Impfstoff sie gegen COVID-19 immunisiert werden, hat Gesundheitssenatorin Kalayci vorgeschlagen. KV Berlin und die Ärztekammer befürworten diesen Schritt nicht.

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Ältere Leute stehen am Mittwochmorgen zur Eröffnung von Berlins zweiten Impfzentrum am Erika-Hess-Eisstadion für ihre Impfung gegen das Coronavirus an.

Ältere Leute stehen am Mittwochmorgen zur Eröffnung von Berlins zweiten Impfzentrum am Erika-Hess-Eisstadion für ihre Impfung gegen das Coronavirus an.

© Kay Nietfeld/dpa

Berlin. Wenn es nach der Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) geht, sollen die Berliner selbst entscheiden können, mit welchem Vakzin sie geimpft werden sollen.

„Die Berlinerinnen und Berliner können dem Grunde nach frei entscheiden, in welchem Corona-Impfzentrum sie sich – wenn alle geöffnet sind – impfen lassen möchten. Ein limitierender Faktor bei der Eröffnung der Impfzentren ist die begrenzte Menge des verfügbaren Impfstoffs“, sagte Moritz Quiske, Sprecher der Gesundheitssenatorin, der „Ärzte Zeitung“. Demnach können die Bürger mit der Wahl des Corona-Impfzentrums bestimmen, welchen Impfstoff sie verabreicht bekommen wollen.

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KV ist dagegen

Speziell im Hinblick auf die derzeitige Knappheit an Impfdosen hält die KV Berlin nichts von dieser Idee. „Dieser Vorschlag verwirrt die Bevölkerung mehr als das er hilft. Da nicht bekannt ist, dass ein Impfstoff besser ist als der andere, sollte den Menschen vielmehr vermittelt werden, dass man allen zugelassenen Impfstoffe vertrauen kann“, heißt es auf Nachfrage.

Aktuell müsse im Vordergrund stehen, alle impfbereiten Menschen entsprechend der Priorisierung schnellstmöglich zu impfen. Gelingen könne dies aber nur, wenn bei Zulassung eines Impfstoffes mit einer einfacheren Logistik das Impfen in den Praxen vorgenommen werden könne.

Ärztekammer: Wahlrecht nicht zielführend

Auch die Ärztekammer Berlin hält ein Impfstoff-Wahlrecht für nicht zielführend, gerade aufgrund der aktuell geringen Verfügbarkeit der Vakzine. „Vielmehr halten wir eine fundierte medizinische Aufklärung der Patienten für entscheidend.“

Der Impfkandidat müssen verstehen, was er bekommen soll und warum er es bekommt, sagt Ole Eggert, Sprecher der Ärztekammer. Mit ähnlicher Begründung hatte auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine Wahlmöglichkeit abgelehnt.

Unterdessen waren am Mittwoch rund 36.000 Berliner gegen das Corona-Virus geimpft worden. Das entspricht 9,8 Impfungen pro 1000 Einwohner (Bundesdurchschnitt: 9,1 Impfungen). Registriert wurden am gleichen Tag 1222 neue Infektionsfälle. Die 7-Tage-Inzidenz ist damit berlinweit auf fast 200 gestiegen. (mas)

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