Ehemalige Gesundheitsministerin

Bayerns „soziales Gewissen“ Barbara Stamm gestorben

Die langjährige bayerische Gesundheits- und Sozialministerin Barbara Stamm ist mit 77 Jahren gestorben. Von 1976 bis 2018 war sie Mitglied des Bayerischen Landtags und galt als „soziales Gewissen“ ihrer Partei.

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Die langjährige bayerische Gesundheits- und Sozialministerin Barbara Stamm (CSU) ist im Alter von 77 Jahren gestorben.

Die langjährige bayerische Gesundheits- und Sozialministerin Barbara Stamm (CSU) ist im Alter von 77 Jahren gestorben.

© Nicolas Armer/dpa

Würzburg. Mit Barbara Stamm verliere Bayern „ein großes Vorbild für Frauen in der Politik, eine leidenschaftliche Kämpferin für die Schwachen in der Gesellschaft und eine überzeugte Demokratin“: Mit diesen Worten würdigt Landtagspräsidentin Ilse Aigner ihre Vorgängerin im Amt.

Im Alter von 77 Jahren ist Stamm nach längerer Krankheit am Mittwoch (5. Oktober) in ihrer Heimatstadt Würzburg verstorben. Sie hinterlässt drei Kinder.

Politik war für Stamm immer eine Frage des Dienens. Sie machte sich für die flächendeckende Versorgung in ganz Bayern stark und unterstützte maßgeblich die Gründung von Gesundheitsregionen. Ein Herzensthema war ihr die Stärkung der Pflege. Im Zuge der Präventionskampagne „Bayern auf gesunde Füße stellen“ ging sie selbst barfuß wandern.

Zahlreiche Ehrenämter

Für gesundheitspolitische Belange setzte sich die Politikerin längst nicht nur als Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Gesundheit ein, sondern vor allem auch in zahlreichen Ehrenämtern, unter anderem als Vizepräsidentin des Bayerischen Roten Kreuzes (1989-1999), als stellvertretende Vorsitzende des Diözesancaritasverbandes (2012-2016) und als Vorsitzende des Landesverbandes Bayern der Lebenshilfe (ab 2001).

Stamm unterstützte zahlreiche soziale Initiativen und war Aufsichtsratsmitglied verschiedener sozialer Einrichtungen, zum Beispiel Ehrenpräsidentin der Stiftung „Forschung hilft“ des Vereins „Hilfe im Kampf gegen den Krebs“. Die Politikerin stand überdies selbst für eine Karriere in der Partei nach eigener Krebserkrankung. 17 Jahre engagierte sie sich, unter anderem als Vorstandsvorsitzende, im Verein Health Care Bayern e.V..

Zeitlebens Einsatz für die Schwachen

Ihre eigene Geschichte war für Stamm zeitlebens Antrieb, sich für die Schwachen der Gesellschaft einzusetzen. Geboren wurde sie in Bad Mergentheim und wuchs teilweise in einer Pflegefamilie, teilweise im Waisenhaus und bei ihrer gehörlosen Mutter auf - mit einem alkoholkranken Stiefvater. Sie lernte Erzieherin, übte den Beruf bis 1978 aus und engagierte sich währenddessen bereits in der Kommunalpolitik.

1976 zog die Unterfränkin dann als Nachrückerin über die Liste in den Bayerischen Landtag ein, dem sie insgesamt 42 Jahre angehören sollte. Zehn Mal errang sie über die Liste ein Abgeordnetenmandat, immer mit herausragenden Stimmergebnissen. Sie wurde zu einer der dienstältesten Landtagsabgeordneten Deutschlands.

Im Landtag arbeitete Stamm zunächst im Umweltausschuss, später im Ausschuss für Sozial-, Gesundheits- und Familienpolitik. 1987 wurde sie Staatssekretärin und 1994 bayerische Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Gesundheit. Sie leitete das Ministerium bis Januar 2001 und war ab Oktober 1998 zudem Stellvertreterin des Bayerischen Ministerpräsidenten.

Als erste Frau an Landtagsspitze

Als Staatsministerin und stellvertretende CSU-Parteivorsitzende war Stamm maßgeblich an wichtigen sozialpolitischen Weichenstellungen auch auf Bundesebene beteiligt. Am 20. Oktober 2008 schrieb sie Geschichte mit der Wahl zur ersten Präsidentin des Bayerischen Landtags. Den Posten bekleidete sie bis 2018. Laut einer im Januar 2018 veröffentlichten BayernTrend-Umfrage war sie die beliebteste Politikerin Bayerns.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) reagierte „mit großer Trauer und Bestürzung“ auf den Tod der Unterfränkin. Sie sei Bayerns soziales Gewissen, Maßstab und Vorbild im Einsatz für die Mitmenschen gewesen. Zu Ehren von Barbara Stamm hat er für den morgigen Donnerstag sowie für den Tag der Beisetzung die Trauerbeflaggung aller staatlichen Dienstgebäude im Freistaat angeordnet. (mic)

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