Nach Ausstieg der Ersatzkassen

Gesundheitskiosk in Hamburg: Ab 2023 nur noch rudimentärer Betrieb

Der Ausstieg der Ersatzkassen trifft den Hamburger Gesundheitskiosk hart. Vom Hamburger Senat nehmen die Verantwortlichen eine „unklare Haltung“ wahr. Jetzt ruhen die Hoffnungen auf dem Bund.

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Blick in den Gesundheitskiosk im Hamburger Stadtteil Billstedt: Ohne das Geld der Ersatzkassen müssen die Öffnungszeiten verkürzt werden. (Archivbild)

Blick in den Gesundheitskiosk im Hamburger Stadtteil Billstedt: Ohne das Geld der Ersatzkassen müssen die Öffnungszeiten verkürzt werden. (Archivbild)

© Marcus Brandt / dpa

Hamburg. Die AOK Rheinland/Hamburg und die Mobil Krankenkasse finanzieren den Hamburger Gesundheitskiosk auch über das Jahr 2022 hinaus. Dies teilte der Gesundheitskiosk heute mit. Allerdings wird es nur noch einen „rudimentären Betrieb“ geben, weil sich die drei großen Ersatzkassen TK, Barmer und DAK Gesundheit wie berichtet nicht länger beteiligen.

Folge sind nach Darstellung des Gesundheitskiosks „sehr schmerzhafte Einschnitte in der Personal- und Angebotsdecke“, verkürzte Öffnungszeiten und eine Reduzierung des Angebotes auf die Mitglieder der zwei finanzierenden Krankenkassen.

Keine Gespräche mit Ersatzkassen

Mit den scheidenden Partnern aus dem Ersatzkassenbereich sind laut Gesundheitskiosk Bemühungen um erneute Gespräche gescheitert. Deren finanzieller Anteil habe pro Monat bei durchschnittlich rund 9000 Monat je Kasse gelegen.

Der in Billstedt niedergelassene Kardiologe Dr. Jens Stadtmüller, Mitglied im ärztlichen Beirat von Gesundheit für Billstedt/Horn UG, hält es für unvertretbar, dass bei der Versorgung von gesetzlichen Versicherten im Kiosk künftig nach Kassenzugehörigkeit unterschieden werden muss. „Aus ärztlicher Sicht gibt es keine Akzeptanz für solch ein selektives Versorgungsmodell“, sagte Stadtmüller. Er verwies auf eine höhere Therapietreue, die Patienten durch die Arbeit des Gesundheitskiosks entwickelt hätten.

Unterstützung erhielt der Kiosk auch von den im Stadtteil zusammengeschlossenen sozialen Einrichtungen sowie vom Landesseniorenbeirat. Als „unklar“ umschreibt der Gesundheitskiosk dagegen die Haltung des Hamburger Senats.

Keine Zwischenfinanzierung vom Senat

„War unter der Vorgängerregierung der Gesundheitskiosk noch ein Leuchtturmprojekt, hält sich die Sozialbehörde der heutigen Landesregierung auffällig zurück“, heißt es in der Mitteilung des Gesundheitskiosks. Sozialsenatorin Melanie Leonhardt (SPD) hatte kürzlich festgestellt, dass die Stadt Hamburg keine Zwischenfinanzierung übernehmen dürfe.

Die Hoffnungen des Gesundheitskiosks ruhen nun auf dem Bundesgesundheitsministerium. Von diesem erhoffen sich die Verantwortlichen ein Gesetz zur bundesweiten Einführung der Gesundheitskioske, das 2023 in Kraft treten könnte: „Damit würde die Finanzierung der Hamburger Gesundheitskioske nicht mehr länger vom kurzsichtigen Entscheidungshorizont einzelner Kassen abhängen.“ (di)

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