Substitution ärztlicher Leistungen
KV Westfalen-Lippe: Kooperation mit Assistenzberufen ja, Substitution nein
Die KV Westfalen-Lippe lehnt eine Übertragung ärztlicher Leistungen auf Assistenzberufe ab. Ganz zuschlagen will sie die Tür aber nicht.
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Welche Aufgaben dürfen Pflegekräfte oder MFA eigenständig übernehmen? Die KVWL will hier offen für Kooperationsmodelle sein, gleichzeitig aber auch eine deutliche Abgrenzung zur ärztlichen Tätigkeit. (Motiv mit Fotomodellen)
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Dortmund. Mit der Offenheit für Kooperationen und einer eindeutigen Ablehnung der Übertragung ärztlicher Leistungen auf Assistenzberufe will sich die KV Westfalen-Lippe (KVWL) beim Thema professionsübergreifende Zusammenarbeit positionieren.
„Wir bieten Zusammenarbeit, wir bieten Austausch, wir bieten den Aufbau neuer Wege, aber wir bleiben beinhart bei der Diskussion um die Substitution ärztlicher Leistungen“, sagte KVWL-Vize Dr. Volker Schrage bei der hybriden Vertreterversammlung. „Das ist eine glasklare Ansage an alle, die sich auf unsere Kosten und auf Kosten unserer Patienten profilieren wollen.“
Die KVWL suche das Gespräch mit anderen Gesundheitsberufen, betonte Schrage. So habe man sich bereits mit Mitgliedern des Errichtungsausschusses für die geplante Pflegekammer Nordrhein-Westfalen getroffen. Sie würde mit 200 .000 Mitgliedern aus dem Stand heraus die größte berufsständische Kammer in Deutschland. Die Pflegekammer werde vom Land finanziell unterstützt, die Gewerkschaft Verdi solle einen Sitz im Vorstand haben, berichtete er. „Da können wir uns auf was gefasst machen.“
Kritik an Modellen zur Grippeschutzimpfung in Apotheken
Mit Argwohn beobachtet die KVWL, dass nach der AOK Rheinland/Hamburg jetzt auch die AOK Nordwest einen Vertrag mit Apothekern schließen möchte, um in einzelnen Modellregionen Grippeschutzimpfungen in Apotheken zu ermöglichen. „Selbstverständlich ist das eine Substitution ärztlicher Leistungen“, sagte Schrage. Man müsse jetzt genau darauf achten, was da passiert.
Die niedergelassenen Ärzte müssen nach Überzeugung von Schrage die Entwicklungen genau im Auge behalten. „Der nächste Schritt ist dann die ambulante Wundversorgung durch die Pflege.“
Mit Artikeln und Veranstaltungen will die KVWL ihre Mitglieder für das Thema sensibilisieren, inklusive der Tätigkeiten der Physician Assistants. Die Ärzteschaft in Westfalen-Lippe sollte einen festen Standpunkt erarbeiten, was sie mit Blick auf die professionsübergreifende Zusammenarbeit wolle, wo sie auf die Bedürfnisse anderer Berufsgruppen eingehen kann und wo sie hart bleiben muss, findet Schrage.
Nach Ansicht von Dr. Norbert Hartmann, dem ehemaligen Vorsitzenden des Hausärzteverbands in Westfalen-Lippe, trägt die Ärzteschaft selbst zur neuen Rolle anderer Gesundheitsberufe bei, weil sie Lücken in der Versorgung hinterlässt. „Wenn wir keine Wundversorgung mehr machen, ist es klar, dass es Menschen gibt, die es tun“, sagte er. Die Ärzte könnten genauso wie andere Berufsgruppe neue Tätigkeitsfelder entwickeln, schlug er vor. (iss)