Mehr Investitionen gefordert
Landkreise in Baden-Württemberg wollen Geld für Pflege-Infrastruktur
Die Zahl der Pflegebedürftigen wird in Baden-Württemberg besonders stark steigen, zeigen Prognosen. Der Landkreistag fordert von der Landesregierung Geld für wohnortnahe Pflegestrukturen, um die professionelle Pflege zu entlasten.
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„Jeder Euro, der in die Sozialraumaktivierung fließt, rentiert sich doppelt und dreifach“: Joachim Walter (CDU), Präsident des Landkreistags von Baden-Württemberg.
© Christian Johner/dpa
Stuttgart. Der Landkreistag (LKT) Baden-Württemberg verlangt von der Landesregierung mehr Investitionen in die pflegerische Infrastruktur. Alarmiert sind Kommunen und Kreise nicht zuletzt von der jüngsten Vorausberechnung des Statistischen Bundesamt zur Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen.
Baden-Württemberg weist im Bundesvergleich mit die stärkste Zunahme Betroffener im Jahr 2035 (plus 17 Prozent) und im Jahr 2055 aus (plus 51 Prozent). Nur Bayern wird im letztgenannten Jahr mit 56 Prozent noch höhere Zuwächse verzeichnen. Im Bundesschnitt wird die Zahl der Pflegebedürftigen sich bis dahin um 37 Prozent erhöhen.
Erfahrungen in Folge Kommunaler Pflegekonferenzen nutzen
In absoluten Zahlen werden dies statt heute 540.000 Menschen in 32 Jahren dann 815.000 Menschen sein, die im Südwesten pflegebedürftig sein könnten. Es bestehe dringender Handlungsbedarf, „und zwar auf allen politischen Ebenen“, sagte der Präsident des Landkreistags, Landrat Joachim Walter. Außer den Pflegereformen auf Bundesebene müsse auch das Land seine Gestaltungsmöglichkeiten aktiv nutzen, forderte er.
Der Landkreistag verweist dazu auf die 24 Landkreise in Baden-Württemberg, die in den vergangenen eineinhalb Jahren durch das Förderprogramm „Kommunale Pflegekonferenzen“ unterstützt wurden. Die Erfahrung zeigten, dass insbesondere kleinere Kommunen Unterstützung auf dem Weg hin zu „Caring Communities“ benötigten. Gemeint sind damit kommunale Stellen oder „Kümmerer“, die helfen, verschiedene Akteure vor Ort zu vernetzen.
Landkreistag will ein Euro pro Kreiseinwohner
Dabei dürfe es nicht bei einer Projektförderung durch das Land bleiben. Nötig sei vielmehr eine Basisfinanzierung für ein sogenanntes Sozialraumbudget. Dadurch würde Sorgearbeit von Leistungserbringern, Verwaltung und der Zivilgesellschaft in den Mittelpunkt gehoben, argumentiert der Landkreistag.
Dabei gehe es um wohnortnahe Angebote für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen – der Garant dafür sei dezentrale Planung und Steuerung durch die Kreise und Kommunen bis hin zur Zivilgesellschaft, heißt es in einem Positionspapier des LKT. Das Land sollte entsprechende Sozialraumbudgets in Höhe von einem Euro pro Kreiseinwohner und Jahr zur Verfügung stellen, lautet die Forderung.
Diese Aktivierung von Sozialräumen habe eine zentrale Bedeutung für die Entlastung des professionellen Pflegesystems, sagte Walter. „Jeder Euro, der in die Sozialraumaktivierung fließt, rentiert sich doppelt und dreifach“, meinte der Präsident des Landkreistags. (fst)