Bayern

Notfall notärztliche Versorgung

Das Bayerische Rote Kreuz weist auf Lücken in der notärztlichen Versorgung hin. Die Kassenärztliche Vereinigung des Freistaats beschwichtigt indes.

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Derzeit gibt es nach Zahlen der KVB rund 3800 Notärztinnen und Notärzte, die an 229 Notarztstandorten im Freistaat aktiv sind.

Derzeit gibt es nach Zahlen der KVB rund 3800 Notärztinnen und Notärzte, die an 229 Notarztstandorten im Freistaat aktiv sind.

© Jörg Hüttenhölscher / stock.adobe.com

München. Über 5800 Stunden kein Notarzt – das Bayerische Rote Kreuz (BRK) hat in einer internen Erhebung alarmierende Lücken in der notärztlichen Versorgung Bayerns festgestellt und publik gemacht. Dieser Vorstoß rief die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) auf den Plan, die im Freistaat für die Organisation und Besetzung des Notarzt-Dienstes zuständig ist. Obwohl man sich in der Sache einig ist, fiel die Reaktion wenig begeistert aus.

Es gebe „keinen Anlass, Verunsicherung in der Bevölkerung zu schüren und einseitige Schuldzuweisungen für eventuell vorhandene Lücken in Dienstplänen zu erteilen“, heißt in der Reaktion der KVB auf die BRK-Mitteilung. Trotz der durch den allgemeinen Ärztemangel bedingten schwierigen Ausgangslage und vereinzelter Dienstausfälle, die gerade an Weihnachten und zum Jahreswechsel immer wieder vorkommen könnten, habe die Besetzungsquote im Notarztdienst bayernweit und über das ganze Jahr 2019 bei 96,8 Prozent gelegen.

Notärztliche Versorgung sicher gestellt

Laut BRK-Erhebung wurden unter den Kreisverbänden vom 1. Dezember 2019 bis 6. Januar 2020 insgesamt 551 Ausfälle gemeldet, wobei die Lücken zwischen einer und 78 Stunden je Standort betrugen.

Seitens der KVB, die zusammen mit den 25 Zweckverbänden für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung und einem Rettungszweckverband für die flächendeckende Sicherstellung des bodengebundenen Notarztdienstes in Bayern zuständig ist, warnt man davor, diese Ausnahmesituation zu überbewerten. Derzeit gebe es rund 3800 Notärztinnen und Notärzte, die an 229 Notarztstandorten im Freistaat dafür sorgten, dass die Menschen in Bayern rund um die Uhr medizinisch behandelt werden können.

Lücken möglich, aber Versorgung gesichert

Sollten Dienstpläne von Notarztstandorten tatsächlich eine Lücke aufweisen, könne die notärztliche Versorgung der Menschen vor Ort dennoch stets sichergestellt werden, da bei Bedarf der benachbarte Notarzt oder der Rettungshubschrauber alarmiert werde.

Auch werde vonseiten der KVB die Aufgabe, die notärztliche Versorgung flächendeckend sicherzustellen, mit großem Engagement und Aufwand betrieben. „Wir haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den ganzen Tag lang nichts anders machen als Ärztinnen und Ärzte für den Notdienst zu motivieren“, so ein KVB-Sprecher.

Offenbar war es dem BRK auch gar nicht darum gegangen, einen Streit mit dem Partner vom Zaun zu brechen. Bei der Mitteilung sei es darum gegangen, Verbesserungsmöglichkeiten hinsichtlich der Ausbildung und Ansiedlung von Ärzten in der ländlichen Region in den Fokus zu rücken, betonte Roland Beierwaltes, Kreisgeschäftsführer vom Kronacher Roten Kreuz gegenüber der Zeitung „Fränkischer Tag“.

Schwierige Gesetzeslage für Notfallsanitäter

Auch gehe es darum, gesetzliche Veränderungen zu erreichen, die den Notfallsanitätern einen größeren Handlungsspielraum einräumen, heißt es dort weiter. Auch in der Mitteilung des BRK war auf die schwierige Lage der Notfallsanitäter als Lückenbüßer hingewiesen worden: „Ist ein Patient lebensgefährlich verletzt oder erkrankt und ein benötigter Notarzt nicht in adäquater Zeit vor Ort, wird das auf dem Rücken der Notfallsanitäter ausgetragen“, heißt es dort.

Dieser handele im Sinne des Patienten, wende weitere Schäden ab und trage zur Verbesserung des Patientenzustandes bei, womit er sich „in rechtliche Grauzonen“ begebe, da „oft dem Arzt vorbehaltene Maßnahmen“ ergriffen werden müssten. (bfe)

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