Kurzporträt

Ralf Kiesslich soll Mainzer Unimedizin wieder in die Spur bringen

Die Universitätsmedizin in Mainz hat in den vergangenen Jahren eine schwere Zeit erlebt. Nun soll Professor Ralf Kiesslich eine schwierige Aufgabe bewältigen: Gleichzeitig sparen und sanieren. Wer ist der Mann?

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Professor Dr. Ralf Kiesslich

Professor Dr. Ralf Kiesslich

© [M] Helios HSK Wiesbaden

Eine Notbremse hat Professor Ralf Kiesslich quasi auf den Chefposten der Mainzer Unimedizin katapultiert. Seit Jahren gab es an der Uniklinik Probleme. Klinikdirektoren beklagten einen zu rigiden Sparkurs, der Streit der Führungsmannschaft eskalierte immer weiter, bis das Gesundheitsministerium die Reißleine zog und Ende September ein komplettes neues Führungsteam präsentierte – dessen Kopf als Vorstandschef nun Ralf Kiesslich ist.

Er habe Ralf Kiesslich als lebensfrohen Mainzer kennengelernt, sagte der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) bei der Vorstellung des neuen Vorstandsvorsitzenden. Diese Charaktereigenschaft kann Ralf Kiesslich in seinem neuen Amt gut brauchen. Denn die Probleme der Uniklinik sind vielfältig und nicht nur finanzieller Art. Und auch der geplante Neustart gerät gleich holprig. Denn der für den Posten des wissenschaftlichen Vorstands der Universitätsmedizin Mainz vorgesehene Kandidat Professor Thomas Kamradt aus Jena hat aus persönlichen Gründen abgesagt. Ein neuer Kandidat wird noch gesucht.

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Groß zurechtfinden muss sich Kiesslich an der Uniklinik nicht. Er hat hier Medizin studiert, 1996 mit Magna cum laude seine Dissertation abgeschlossen, die Facharztausbildung zum Internisten absolviert, sich habilitiert und eine Professur erhalten.

„Beeindruckende Kombination“ verschiedener Eigenschaften

Neben seiner medizinischen Laufbahn mit zahlreichen Auslandsaufenthalten hat der 53-jährige Vater dreier Kinder in den Jahren 2010/2011 auch ein Fernstudium der Gesundheitsökonomie an der Deutschen Elite Akademie absolviert. Kiesslich zeichne eine „beeindruckende Kombination von medizinischer Fachkenntnis, wissenschaftlicher Erfahrung und ausgeprägter Managementkompetenz aus“, lobte der Staatssekretär im Sozialministerium Dr. Denis Alt bei der Vorstellung den neuen Vorstandschef.

Die vergangenen neun Berufsjahre hat Ralf Kiesslich im für Mainzer wenig beliebten Wiesbaden verbracht. Zunächst als Direktor der Klinik für Innere Medizin II, der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken. Zwei Jahre später stieg er dort zum Ärztlichen Direktor auf. Diesen Posten hatte er bis zum Jahresende inne. Gewohnt hat er all die Jahre mit seiner Familie in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt.

Kiesslich wird sich enormen Herausforderungen stellen müssen. So verzeichnete die Unimedizin im vergangenen Jahr ein Defizit von 65,1 Millionen Euro. Für dieses Jahr wird ein Minus von 57 Millionen Euro erwartet. Für 2024 liegen die Schätzungen bei 97 Millionen Euro. Der Aufsichtsrat mahnt, bis Ende März Schritte zur Verbesserung des Ergebnisses vorzulegen. Zudem sind erhebliche Baumaßnahmen in den historischen, häufig denkmalgeschützten Unibauten notwendig. Ein Baumasterplan sieht bis 2038 Investitionen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro vor.

„Es wird Zeit, dass die Menschen, die an der und für die Universitätsmedizin arbeiten, sich wieder als Ganzes mit dieser Institution identifizieren können“, sagte Gesundheitsminister Hoch bei Kiesslichs Vorstellung. Der neue Vorstandschef wird es auf jeden Fall versuchen. (chb)

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