Vorstandsbeschluss

Saar-Kammer bereinigt braune Vergangenheit

Die Ärztekammer des Saarlandes zieht späte Konsequenzen: Die Ehrenpräsidentschaft des Nazi-belasteten Nachkriegsvorsitzenden Obé wird posthum aberkannt.

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Saarbrücken. Die Ärztekammer des Saarlandes hat ihrem ersten Nachkriegspräsidenten Dr. Max Obé wegen seiner NS-Vergangenheit posthum die Ehrenpräsidentschaft aberkannt. Die Entscheidung wurde vom Vorstand getroffen und am Donnerstag auf der Homepage der Kammer veröffentlicht.

In dem Beschluss wird die Bedeutung unterstrichen, sich an Taten und Täter zu erinnern, um eine Wiederholung solcher Verbrechen in der Zukunft zu verhindern. Die 1962 kammerintern verliehene Bezeichnung „Ehrenpräsident“ werde Obé aberkannt und die Kammer werde sich bemühen, dass diese auch in anderen Publikationen gestrichen wird.

Der 1889 geborene Arzt war seit 1936 der höchste Medizinalbeamte auf saarländischem Gebiet, Mitglied der NSDAP und mehrerer anderer NS-Organisationen. Er wurde zwar 1949 vom Landgericht vom Vorwurf der Verbrechen gegen die Menschlichkeit frei gesprochen, die Verstrickung etwa in Zwangssterilisationen und des Euthanasieprogramms jedoch nicht umfassend geklärt.

Enthüllung erst nach Obés Tod

1950 wurde Obé erstmals zum Präsidenten der Ärztekammer gewählt. Dieses Amt hatte er bis 1962 inne. Zum Abschied wurde er wie später auch die meisten seiner Nachfolger zum Ehrenpräsidenten ernannt. Zwei Jahre danach wurde er auch Ehrenbürger der Universität, die noch nicht über eine Aberkennung entschieden hat. Bis zu seinem Tod 1969 kamen noch weitere Ehrungen wie Bundesverdienstkreuz oder Paracelsus-Medaille hinzu.

Spätestens mit einer 2010 erschienenen Dokumentation der Zahnärztin Gisela Tascher wurden aber die dunklen Seiten seiner Biographie bekannt. (kud)

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