50 Jahre große Kunst in einer kleinen Stadt
Goya, Picasso, Miró und Warhol - seit 50 Jahren holt das Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim die große Kunst in die kleine Stadt am Rhein. In diesem Jahr feiern die "Internationalen Tage" Geburtstag.
Veröffentlicht:Am Anfang stand eine Idee: 14 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs wollte Dr. Ernst Boehringer, Mitinhaber des Familienunternehmens Boehringer Ingelheim, einen Beitrag zur Völkerverständigung leisten. Ein Kulturfestival in der 26 000 Einwohner zählenden Kleinstadt Ingelheim sollte Einwohnern und Besuchern der Stadt Einblicke in das Leben und die Kultur anderer Nationen und Völker geben.
Heinrich Kühns "Stilleben mit Äpfeln" ist um 1909 entstanden. Kühn war in der Ausstellung 2004 mit acht Werken vertreten.
Als Organisator und Kurator gewann er den Schweizer Juristen Dr. François Lachenal, dessen Name die nächsten drei Jahrzehnte mit den Internationalen Tagen Ingelheim verbunden sein sollte.
Das erste Kulturfestival war dem Nachbarn Frankreich gewidmet und umfasste eine kleine Ausstellung sowie ein buntes Programm von Vorträgen bis hin zu kulinarischen Spezialitäten. Die Expositionen wurden schon bald zum Kernpunkt der mehrwöchigen "Tage". 1966 präsentierte man mit dem spanischen Maler und Grafiker Francisco de Goya erstmals einen einzelnen Künstler. Weitere große Namen folgten.
Rasch entwickelte sich die jährlich stattfindende Ausstellung in Ingelheim als Kleinod der internationalen Kunstszene, das auch Kritiker aus dem Ausland an den Rhein lockte. Von japanischen Holzschnitten bis zu Masken der Südsee, dem Wiener Biedermeier bis zu Werken der Moderne - um die internationale Kunstszene kennen zu lernen, mussten und müssen die Ingelheimer Bürger nicht mehr die Metropolen der Welt bereisen.
Seit 1988 kuratiert Dr. Patricia Rochard die Internationalen Tage Ingelheim, nachdem sie zuvor zehn Jahre lang als Assistentin von François Lachenal gewirkt hatte. Sie hat den alljährlich Ausstellungen im Alten Rathaus der Stadt schon bald ihre eigene Note verliehen. Türkei und Ungarn, Wien und Paris, indianische Kunst und schwäbische Malerei, Fauvismus und Expressionismus - Patricia Rochard liebt die Vielfalt und die Kontraste.
Henri de Toulouse-Lautrec hat 1893 "Aristide Bruant dans son cabaret" plakatiert. Werke von ihm waren 2001 bei den Internationalen Tagen zu sehen.
Nach Jean Tinguely, Andy Warhol, Pablo Picasso und Jean Miró widmen sich die Internationalen Tage Ingelheim 2009 schon das fünfte Jahr in Folge einem einzelnen Künstler: Gezeigt werden die Werke von Marc Chagall, dem großen Koloristen des 20. Jahrhunderts. Zu sehen sind Gouachen, Aquarelle, Lavis und Grafiken, die meisten davon Leihgaben von Chagalls Enkelkindern.
Aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums erscheint außerdem eine große Sammler-Box, mit der die Ausstellungen der vergangenen Jahre noch einmal Revue passieren. Ein Booklet erzählt die Entstehungsgeschichte der Internationalen Tage und referiert die wichtigsten Pressestimmen. Außerdem werden die Ausstellungen seit 1959 aufgelistet und deren Leihgeber genannt. Schließlich enthält die Box insgesamt 275 Karten, welche eine Auswahl der bislang ausgestellten Kunstwerke, Einblicke in die Internationalen Tage sowie Informationen rund um das Rahmenprogramm des Kulturfestivals präsentieren.
Marc Chagall
Unter dem Titel "Avec du bleu, du rouge, du jaune …" zeigen die diesjährigen Internationalen Tage rund 150 Werke des französischen Malers Marc Chagall. Zu sehen sind sie vom 28. April bis zum 5. Juli im "Alten Rathaus".