Ärzte im Überfluss? Nur ein vorübergehendes Phänomen!

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Eine Langfrist-Prognose der Permanent Working Group der europäischen Assistenzärzte überrascht: Ab dem Jahr 2000 könnten Ärzte wieder knapp werden.

Florenz, im November 1991. In der Toskana trifft sich die "Permanent Working Group" der europäischen Assistenzärzte. Ihr gehört auch der Marburger Bund an. Hauptthema der Konferenz ist die teils hohe Arbeitslosigkeit insbesondere junger Ärzte.

Im Mittelpunkt steht die von Dr. Peter Jensen-Saugmann vom dänischen Gesundheitsministerium erarbeitete Langfrist-Prognose zur Arztzahlentwicklung über das Jahr 2000 hinweg. Das Ergebnis ist außerordentlich überraschend:

Danach ist es falsch, die seit 1970 andauernde Überproduktion von Ärzten einfach in die Zukunft zu extrapolieren. Im Jahr 2000 wird sich die Zahl alter ausscheidender Ärzte und neu auf den Arbeitsmarkt kommender Ärzte die Waage halten. In Deutschland wird dieses Gleichgewicht an Zu- und Abgängen etwa für die Jahre 2003 bis 2005 erwartet.

Horrorvision wird nicht Realität

Die Gegenwart ist damals bestimmt durch teils hohe Arbeitslosigkeit unter Ärzten. Am düstersten sieht es in Italien aus: hier sind 40.000 Mediziner ohne Arbeit.

Das sind 60 Prozent aller arbeitslosen Ärzte in der EU. Den zweithöchsten Anteil hat die Bundesrepublik (alte Länder) mit 23 Prozent. Das sind gut 10.000 Ärzte, die keine Beschäftigung haben.

Zwei Jahre zuvor, auf dem Ärztetag 1989, hatte der damalige Marburger Bund-Vize Frank Ulrich Montgomery prognostiziert, diese Zahl werde sich bis Mitte der 90er Jahre vervielfachen. Doch diese Horrorvision wird nicht Realität.

Das lässt sich auch aus der Vorausberechnung des Dänen Saugmann-Jensen entnehmen: Wo es im Jahr 1990 keine Ärztearbeitslosigkeit gibt, wird auch künftig Vollbeschäftigung herrschen. In den anderen Ländern wie beispielsweise Deutschland könnte 1995 ein Wendepunkt erreicht werden.

Da würde bedeuten: Ab Mitte der 1990er Jahre dürfte es keinen Grund mehr geben, mit politischen Mitteln die Zahl der Studienplätze zu vermindern. Im Nachgang erweist sich die Prognose als außergewöhnlich hellsichtig. (HL)

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