Plagiat mit der Leber

Da war er weg, der Doktortitel

Die zentrale Figur im Göttinger Transplantationsskandal sitzt in Haft. Auch seine Frau sieht sich Ärger ausgesetzt: Sie hat ihren Doktortitel verloren - und Widerspruch eingelegt.

Veröffentlicht:
Stempel drauf.

Stempel drauf.

© Doc RaBe / fotolia.com

GÖTTINGEN. Die Ehefrau des früheren Cheftransplanteurs am Göttinger Uniklinikum hat ihren Doktortitel aberkannt bekommen. Die Medizinfakultät der Uni Regensburg habe ihr aufgrund einer von der Promotionskommission festgestellten Täuschung den Doktorgrad entzogen, teilte Uni-Sprecher Alexander Schlaak mit.

Die Betroffene habe gegen diese Entscheidung inzwischen Widerspruch eingelegt. Die in Göttingen praktizierende Zahnmedizinerin soll große Teile ihrer Doktorarbeit aus der Dissertation ihres Ehemannes übernommen haben.

Der Leberchirurg sitzt seit zwei Wochen in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts des Totschlages in neun Fällen sowie in jeweils einem Fall wegen des Verdachts der schweren Körperverletzung und der Körperverletzung mit Todesfolge.

In zwei Fällen soll er eine Lebertransplantation vorgenommen haben, ohne dass eine entsprechende Indikation vorlag. Die beiden betroffenen Patienten sollen an den Folgen der Transplantation gestorben sein.

Der 45-jährige Transplantationschirurg hatte 2004 bei dem Direktor der Chirurgischen Klinik in Regensburg promoviert. Zwei Jahre später promovierte sich seine Ehefrau, die Zahnmedizin studiert hat, bei dem gleichen Doktorvater und erwarb damit den Doktorgrad der Zahnmedizin.

Ihre Dissertation befasste sich, wie auch die ihres Mannes, mit Behandlungsstrategien beim Leberkrebs.

Beide Arbeiten, die frappierende Ähnlichkeiten aufweisen, basieren auf den Krankenakten von Leberkrebspatienten, die zwischen Januar 1995 und März 2002 in der Transplantationschirurgie des Göttinger Uniklinikums behandelt wurden. In ihrer Literaturliste taucht die Arbeit ihres Ehemannes nicht auf.

Die Uni Regensburg überprüfe in diesem Zusammenhang auch die Umstände des wissenschaftlichen Fehlverhaltens, so Schlaak. Nach Abschluss der Überprüfung würden gegebenenfalls "notwendige Schritte eingeleitet". (pid)

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Berufsbedingte Schäden

Wenn Musikmachen Muskeln, Sehnen und Gelenke krank macht

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Rudolf Egeler 28.01.201314:55 Uhr

Zahnmedizinerin promoviert über Leberthema

Ausser in den wenigen Fällen, wo ein Doppelstudium (Human-und Zahnmedi -
zin ) vorliegt, sollte ein "Leberthema" für eine pure Zahnmediziner(in)
nicht vergeben werden. Da hat sowohl der sogen.Doktorvater als auch die
dafür zuständige Abteilung der Med.Fakultät Regensburg versagt!

Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!