Der "gesunde Sound" aus dem Klinikradio

Buchvorstellungen, Musikwünsche und Schlager: "Radio Brinkmann" geht seit über 16 Jahren im Offenbacher Klinikum zwei Mal in der Woche für die Patienten auf Sendung.

Von Sabine Schiner Veröffentlicht:
Am Mikro ist immer gute Stimmung: Moderator David Heisig (links) mit Werner Lapp, dem Gründer des Klinikradios in Offenbach.

Am Mikro ist immer gute Stimmung: Moderator David Heisig (links) mit Werner Lapp, dem Gründer des Klinikradios in Offenbach.

© Schiner

"Radio Brinkmann" steht auf der Tür, eine Anspielung auf den wohl bekanntesten TV-Doktor in der Serie "Die Schwarzwaldklinik". Darüber leuchten die Buchstaben "On Air".

In jedem anderen Radiostudio heißt das: "Achtung Aufnahme, bitte draußen bleiben!" Im Klinikum Offenbach ist das anders. Die Macher des Klinikradios - alle arbeiten ehrenamtlich - und freuen sich über jeden Gast, der reinschaut.

Auch drinnen am Mischpult geht's lässig zu: "Wenn du etwas sagen willst, dann heb‘ einfach die Hand", sagt Werner Lapp zu seiner Co-Moderatorin Medi Schernthaler.

Während des Klinikneubaus hatte das Radio ein Jahr Pause. Seit Ende Mai ist "Radio Brinkmann" wieder auf Sendung: mittwochs von 18 bis 20 Uhr, samstags von 13 bis 15 Uhr. An guten Tagen hören von den etwa 1000 Patienten im Klinikum etwa 300 zu. Per Haustelefon können sie auch Musikwünsche durchgeben.

Werner Lapp ist so etwas wie der Programmdirektor. Der eigentliche Gründer ist sein Sohn Sascha. Der hatte als Zivi im Klinikum Offenbach gearbeitet und nebenbei "Radio Brinkmann" gemacht. Einmal hatte er seinen Vater als Studiogast eingeladen.

Vor dem Mikro erzählte Werner Lapp über sein Engagement in einer Theatergruppe. "Ich war ganz schön aufgeregt", erinnert sich der Versicherungskaufmann. Trotzdem machte es ihm einen Riesenspaß: "Ich hatte Blut geleckt."

Aufmunterung während des Klinikaufenthalts

Das war 1995, heute arbeitet Sohn Sascha beim Hessischen Rundfunk und Radiomachen ist zu einem festen Hobby von Werner Lapp geworden. Mehr als 1500 Sendungen hat er bereits hinter sich. Er legt gerne deutsche Schlager aus den 1960er und 1970er Jahren auf.

"Wir haben viele ältere Hörer", sagt er. Die Rückmeldungen aus den Krankenzimmern sind positiv. Kein Wunder: Die Moderatoren von "Radio Brinkmann" sparen medizinische Themen und Probleme aus. "Das bleibt in den Behandlungszimmern", sagt Lapp.

Ziel sei, die Patienten auf den Stationen zu unterhalten. Zu den Studiogästen zählten bereits die Kastelruther Spatzen, die Jakob Sisters, die Flippers und der Kabarettist Gerd Dudenhöffer. Im Herbst will der Offenbacher Oberbürgermeister die Radiomacher besuchen.

"Wenn die Patienten mal einen Durchhänger haben, muntern wir sie wieder auf", sagt Bernd Köstering. Der Medizintechniker und Krimiautor ("Der letzte Espresso") aus Offenbach gehört laut Werner Lapp, "zum besten Team, das wir je hatten." Acht Ehrenamtliche sind es derzeit.

Köstering ist einer der Neuen. Er war vor einiger Zeit von Werner Lapp eingeladen worden, um sein neues Buch vorzustellen. Es gefiel ihm so gut, dass er dabeiblieb und lernte, wie man "Regler hin- und herschiebt". Am liebsten legt auch er Musik auf, die gute Laune macht und in den Pausen erzählt er gerne skurrile Geschichten von "Bankräuberinnen und Quasselstrippen".

Die Radiomacher lieben das Chaos im Sendebetrieb

Medi Schernthaler ist seit 2007 dabei. Kurz vor ihrem 60. Geburtstag hatte sie sich entschlossen, mitzumachen. "Ich habe anfangs vielleicht etwas länger gebraucht, um mit der Technik klarzukommen." Bei ihrer ersten Sendung ist ihr dann auch prompt ein Schalter mit lautem Knall auf den Boden gefallen.

Sie steht zu ihren Patzern genauso wie zu ihrem Offenbacher Dialekt. David Heisig feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. Seine erste Sendung war direkt nach den Anschlägen vom 11. September. "Da war alles etwas gedämpft", erinnert er sich.

Überraschungsgäste, die ein Ständchen singen, Moderatorenkollegen, die dazwischen quatschen oder Patienten, die sich für ihr Lieblingslied persönlich bedanken: Die Macher von Radio Brinkmann lieben das Chaos.

Und dass sie sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lassen, haben sie auch bewiesen, als ihnen vor einem Jahr die Studiotechnik geklaut wurde. "Das war ein Schock", sagt Medi Schernthaler. "Mischpult, CD-Player - bis auf den PC war alles weg."

Dank eines Spendenaufrufs kam genügend Geld zusammen, um eine neue Ausrüstung zu kaufen. "Jetzt senden wir wieder", freut sie sich. Und wer will, kann mitmachen: Neue Kollegen sind jederzeit bei "Radio Brinkmann", dem "Radio mit der besten Medizin und dem gesunden Sound" willkommen.

Kontakt: 06162/941314

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