WHO schlägt Alarm

Deutsche werden immer mehr zu Bewegungsmuffeln

Die Menschen in Deutschland und in anderen Wohlstandsländern werden immer fauler, warnt die Weltgesundheitsorganisation. Nicht mal jeder zweite Bundesbürger bewegt sich in dem Maße, wie es empfohlen wird. Ein weltweiter Aktionsplan soll den Bewegungsmuffeln jetzt Beine machen.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
Auf der Couch fühlen sich viele wohl.

Auf der Couch fühlen sich viele wohl.

© lukas_zb / stock.adobe.com

GENF. Weltweit bewegen sich 1,4 Milliarden Menschen so wenig, dass sich dadurch ihr Risiko für Herzkreislauf-Krankheiten, Typ-2-Diabetes, Demenz und verschiedene Krebsleiden erhöht, berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Forscher der Organisation haben dazu 358 Bevölkerungsstudien bei Erwachsenen aus 168 Ländern ausgewertet. Umfragedaten von 1,9 Millionen Teilnehmern zu Bewegung etwa am Arbeitsplatz, bei der Mobilität oder in der Freizeit wurden dabei analysiert (Lancet Glob Health 2018, online 3. September).

Die Ergebnisse im Einzelnen:

»Seit 2001 hat es beim Ausmaß der körperlichen Aktivitäten kaum Fortschritte gegeben, weltweit beträgt der Anteil inaktiver Menschen aktuell 27,5 Prozent.

»Jede dritte Frau und jeder vierte Mann weltweit bewegen sich zu wenig, um gesund zu bleiben.

»Bewegungsmangel betrifft in Entwicklungsländern nur halb so viele Menschen wie in Industrieländern.

»Deutschland belegt mit 42,2 Prozent einen Spitzenplatz unter den Industrieländern noch vor den USA mit 40 Prozent und das Vereinigte Königreich mit 36 Prozent (siehe nachfolgende Grafik).

»In Kuwait (67 Prozent), Saudi Arabien (53 Prozent) und Irak (52 Prozent) sind mehr als die Hälfte der Bevölkerung Bewegungsmuffel.

»In Afrika liegen die Länder mit den wenigsten Inaktiven: In Uganda etwa sind es nur 5,5 Prozent, in Mozambique 6 Prozent (siehe nachfolgende Grafik).

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Datawrapper Um mit Inhalten aus Datawrapper zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

"Im Gegensatz zu anderen globalen Gesundheitsrisiken verringern sich die Probleme mit Bewegungsmangel nicht. Mehr als ein Viertel der Weltbevölkerung erreicht nicht die für die Gesundheit erforderlichen Bewegungsziele", betont Studienautorin Dr. Regina Guthold von der WHO in der Schweiz.

Reiche Länder wie Deutschland gehören dabei zu den Treibern der negativen Entwicklung. In diesen Staaten hat sich der Anteil der körperlich Inaktiven in der Bevölkerung von im Schnitt 31 Prozent (2001) auf 37 Prozent (2016) erhöht.

Auch hier liegt Deutschland mit einem Anstieg um 15 Prozent auf einem Spitzenplatz. In Entwicklungsländern fiel die Zunahme mit 0,2 Prozent (von 16 auf 16,2 Prozent) viel niedriger aus.

In vielen Ländern gibt es mehr Frauen mit Bewegungsmangel

Die Region mit dem stärksten Rückgang bei den Zahlen der Bewegungsmuffel war Ost- und Südostasien (von 26 auf 17 Prozent).

Dies sei vor allem auf eine Fitnesswelle in China zurückzuführen, dem bevölkerungsreichsten Land der Welt. Insgesamt gibt es im "Reich der Mitte" deutlich weniger körperlich Inaktive (14 Prozent) als in anderen Industrie- und Schwellenländern.

Auffällig sind die besonders großen Bewegungsdefizite in vielen Ländern bei Frauen. Anders als in Deutschland mit je über 40 Prozent Inaktiven bei beiden Geschlechtern gibt es in vielen Ländern deutlich mehr Frauen mit Bewegungsmangel, so auch in der Türkei (39 vs 22 Prozent), in den USA (48 vs 32 Prozent) und in UK (40 vs 32 Prozent).

Urbanisierung in vielen Regionen der Welt begünstigt einen inaktiven Lebensstil und fördert damit Zivilisationskrankheiten, wie zum Beispiel in Brasilien oder China zu sehen ist, schreibt Dr. Melody Ding von der University of Sydney in einem Kommentar zur Studie.

Es ist entscheidend, bei der Mobilität der Menschen und in ihrer Freizeit einen Ausgleich zu schaffen. Konkret heißt das, öffentliche Verkehrsmittel ebenso zu fördern wie Breiten- und Schulsport.

In ihrem Aktionsplan schlägt die WHO unter anderem vor, die Sicherheit für Fußgänger und Fahrradfahrer im Straßenverkehr zu verbessern und für mehr Sportangebote und Sportstätten zu sorgen. (mit Material von dpa)

Wir haben den Beitrag aktualisiert am 05.09.2018 um 15:46 Uhr.

Mehr zum Thema

Kontinuierliche Druckmessung

Sport lässt den intraokulären Druck steigen

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

© Springer Medizin Verlag

Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Puren Pharma GmbH & Co. KG, München
Real-World-Analyse von US-Versorgungsdaten-- Bei Einsatz von Sacubitril/Valsartan ist die Gesamtsterblichkeit signifikant geringer als bei Einsatz von ACEi/ARB.

© Springer Medizin Verlag

ARNI in der Primärtherapie der HFrEF

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein Mann greift sich an den Fuß.

© Jan-Otto / Getty Images / iStock

Therapievergleich

Akuter Gichtanfall: Am Ende machen alle Wirkstoffe ihren Job

Ein Hinweisschild mit Bundesadler vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.

© Uli Deck/picture alliance/dpa

Update

Urteil

Bundesverfassungsgericht: Triage-Regelung nicht mit Grundgesetz vereinbar