Drei Giganten der grafischen Künste

Rembrandt, Dürer und Goya gelten als Meister der Druckgrafik. Eine erlesene Auswahl ihrer schönsten und bekanntesten Blätter bieten in diesem Jahr die von Boehringer Ingelheim initiierten Internationalen Tage.

Von Pete Smith Veröffentlicht:
Rembrandt, Selbstbildnis mit aufgerissenen Augen. Radierung, 1630. Städel, Frankfurt.

Rembrandt, Selbstbildnis mit aufgerissenen Augen. Radierung, 1630. Städel, Frankfurt.

© Internationale Tage Ingelheim

INGELHEIM. Sie sind Meister der Druckgrafik und haben diese Kunst geprägt wie niemand sonst: Albrecht Dürer, Rembrandt van Rijn und Francisco de Goya.

Den "Drei Giganten der grafischen Künste" widmen die vom Arzneimittel-Hersteller Boehringer Ingelheim seit dem Jahr 1959 initiierten Internationalen Tage ihre diesjährige Ausstellung, die derzeit im Alten Rathaus Ingelheim zu sehen ist.

Die Erfindung der Druckgrafik ging mit dem Bedürfnis einher, Heiligenbilder für den täglichen Gebrauch zu vervielfältigen. Die ersten Grafiken, so genannte Einblattholzschnitte, reproduzierten um 1400 herum verschiedene Andachtsbilder, die an Wallfahrtsorten verkauft wurden und von den Besuchern dann für ihre private Messe daheim genutzt werden konnten.

Dem Holzschnitt folgte alsbald der Kupferstich, der dem Künstler weitaus größere Ausdrucksmöglichkeiten bot. Dürer (1471-1528) gewann beiden Techniken völlig neue Bilddarstellungen ab und erreichte eine bis dahin nicht für möglich gehaltene technische Brillanz.

Die Ausstellung in Ingelheim zeigt unter anderen seine berühmten Kupferstiche "Melencolia" von 1514 und "Adam und Eva" von 1504.

Radierung vereinfachte den grafischen Prozess

Eine Ausstellung der Superlative

Die Ausstellung "Dürer, Rembrandt, Goya. Drei Giganten der grafischen Künste" ist noch bis zum Sonntag, 8. Juli im Alten Rathaus von Ingelheim, François-Lachenal-Platz 1, 55218 Ingelheim am Rhein (Stadtteil Nieder-Ingelheim zu sehen.

Öffnungszeiten: Dienstags bis freitags von 11 bis 19 Uhr sowie samstags, sonntags und an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt beträgt sechs, ermäßigt vier Euro.

Öffentliche Führungen finden donnerstags um 19 Uhr, samstags um 18 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen um 10 Uhr statt, private Führungen können auf Anfrage vereinbart werden (Telefon 06132-774336).

Dürer war auch in anderer Hinsicht Vorbild für nachfolgende Künstlergenerationen: Er brachte seine druckgrafischen Zyklen im eigenen Verlag heraus und brachte sie über den Buchhandel an den Mann.

Die Radierung, Anfang des 16. Jahrhunderts erfunden, vereinfachte den grafischen Prozess, da die Linien nun nicht mehr wie bei den Kupferstichen manuell aufwändig eingeritzt werden mussten, sondern auf chemische Weise in die Druckplatte geätzt wurden.

Einer der herausragenden Vertreter dieser Kunst ist der 1606 in Leiden geborene Rembrandt, der etwa 300 Radierungen schuf, von denen bis heute immerhin noch 80 Druckplatten erhalten geblieben sind.

Die überaus lebendig wirkenden Bilder spiegeln die Experimentier- und Erzählfreude des Künstlers. Die Internationalen Tage präsentieren unter anderen eines seiner berühmten Selbstbildnisse.

Der Spanier Goya (1746-1828) schließlich setzte dort an, wo Rembrandt aufgehört hatte. Mit der noch wenig erprobten Technik der Aquatinta, 1765 bis 1768 von Jean Baptiste Leprince entwickelt, setzt Goya innerhalb der Druckgrafik völlig neue Akzente.

Berühmt sind Goyas Serien "Los Caprichos" (Einfälle) und "Desastres de la Guerra" (Schrecken des Krieges). In der Ausstellung im Alten Rathaus ist unter anderen die 1799 entstandene Aqua-Tinta-Grafik "Asta su Abuelo" zu sehen.

100 Werke aus vielen Sammlungen

Für die Schau in Ingelheim - die letzte, die von Dr. Patricia Rochard, der langjährigen Leiterin der Internationalen Tage, kuratiert worden ist - haben die Veranstalter knapp 100 Werke aus öffentlichen und privaten Sammlungen zusammengetragen, beispielsweise aus dem Frankfurter Städel oder aus der Hamburger Kunsthalle.

Jedem der drei Künstler ist ein eigener Raum gewidmet. Die Grafiken, darunter die bekanntesten Werke der drei vertretenen Künstler, sind chronologisch angeordnet, so dass Besucher einen Eindruck von der Arbeitsweise der einzelnen Grafiker, aber auch von der Fortentwicklung der grafischen Künste insgesamt erhalten.

Die empfehlenswerte Schau bietet eine pointierte, erlesene Auswahl der schönsten und bekanntesten Blätter,

So wie Dürer Vorbild für Rembrandt und Rembrandt Vorbild für Goya war, gelten die drei Giganten der grafischen Künste gemeinsam als Ahnherren aller Grafiker des 19. und 20. Jahrhunderts.

www.internationale-tage.de/

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