Sima Samar

Eine Ärztin im Einsatz für Gerechtigkeit

Die afghanische Ärztin Sima Samar engagiert sich unermüdlich für Frauen- und Menschenrechte. Sie findet, sie habe eigentlich nichts Herausragendes geleistet. Mit der Einschätzung steht sie ziemlich alleine da: Sie wird nun mit dem alternativen Nobelpreis geehrt.

Von Can Merey und Subel Bhandari Veröffentlicht:
Frauen in der afghanischen Provinz Daykundi freuen sich über einen Besuch von Sima Samar.

Frauen in der afghanischen Provinz Daykundi freuen sich über einen Besuch von Sima Samar.

© dpa

KABUL / NEU DELHI. Ihre Bescheidenheit hat sich die afghanische Ärztin Sima Samar bewahrt - trotz der vielen Auszeichnungen, die die Politikerin und Menschenrechtlerin bereits erhalten hat. Nun wird ihre Arbeit mit einer der prominentesten Ehrungen gewürdigt: Für ihren "Mut und ihre Entschlossenheit" bekommt die Vorsitzende der Unabhängigen Afghanischen Menschenrechtskommission (AIHRC) den alternativen Nobelpreis.

Samar sagt zwar: "Die Umgebung, in der ich arbeite, ist schon außerordentlich schwierig." Die 55-Jährige meint aber zugleich, dass sie eigentlich "nichts Besonderes geleistet" habe. Das sieht nicht nur die Stiftung Right Livelihood Award anders, die die alternativen Nobelpreise vergibt. Auch der Afghanistan-Experte Thomas Ruttig hält Samars Auszeichnung für "hochverdient". Und die Direktorin der afghanischen Frauenvereinigung, Soraya Parlika, nennt Samar "eine sehr mutige Frau", die herausragende Arbeit geleistet habe.

Samar hat viel für die Frauen und die Menschenrechte in Afghanistan erreicht - und sie hat sich auch von Rückschlägen nicht in ihrem Engagement bremsen lassen. Samar wurde nicht nur in eine archaisch geprägte muslimische Gesellschaft geboren, sondern gehört zugleich der schiitischen Minderheit der Hasara an. Frauen hatten es in Afghanistan nie leicht, Hasara wurden häufig unterdrückt.

Approbation 1982 in Kabul

Trotz der schwierigen Ausgangslage schloss Samar 1982 ihr Medizinstudium in Kabul ab. Unter der russischen Besatzung ihres Landes - während der Samar

War in Afghanistan Ministerin: Sima Samar.

War in Afghanistan Ministerin: Sima Samar.

© dpa

17 Jahre verbrachte sie im Nachbarland im Exil. Dort baute sie die Hilfsorganisation Shuhada auf, die heute nach eigenen Angaben 55 Schulen in Afghanistan und drei in Pakistan betreibt. Unter dem Taliban-Regime, das Mädchen Bildung verwehrte, betrieb Shuhada Untergrund-Schulen in Kabul.

Frauenministerin 2002 in der Übergangsregierung

Nach dem Sturz der selbst ernannten Gotteskrieger Ende 2001 kehrte Samar in ihre Heimat zurück. Sie wurde Frauenministerin in der Kabuler Übergangsregierung, die sie stellvertretend leitete. Beide Ämter hielt sie bis Juni 2002.

Danach übernahm sie die Leitung von AIHRC - einer Organisation, die das Wort "unabhängig" nicht nur kosmetisch im Namen führt. Die Kommission gerät wegen unbequemer Aussagen und Berichte immer wieder mit der Regierung von Präsident Hamid Karsai - unter dem Samar Ministerin war - in Konflikt.

Zwar hat Samar mit ihrem unermüdlichen Engagement viel erreicht. Doch die Lage der Frauen in Afghanistan bleibt schwierig, die in der Verfassung verankerte Gleichberechtigung gibt es vor allem auf dem Papier.

Menschenrechte werden immer noch häufig mit Füßen getreten, wozu auch die miserable Sicherheitslage im Land beiträgt. Samars Zuversicht ist aber ungebrochen. Es gebe auch viele Erfolgsgeschichten seit dem Sturz der Taliban, sagte sie Ende 2011 in einem dpa-Interview.

Bildung, Infrastruktur und Gesundheitswesen seien verbessert worden. Die Lage der Frauen sei zwar nicht zufriedenstellend. Frauen würden aber politisch beteiligt und immerhin nicht mehr auf der Straße "wegen hoher Absätze" verprügelt.

Trotz aller Probleme, so sagte Samar damals: "Ich bin sehr optimistisch. Wir sind durch sehr schwierige Situation gegangen, und wir haben überlebt. Wir werden auch diese überleben." (dpa)

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