Ex-Sportler als Motivatoren

Schwimm-Legende Michael Groß schreibt ein Motivationsbuch, wie schon Ex-Nationaltorwart Oli Kahn oder Fechtweltmeisterin Britta Heidemann. Doch Leistungssport qualifiziert nicht jeden zum großen Motivator.

Von Kathrin Rosendorff Veröffentlicht:
Ex-Fußballprofi und Erfolgsautor mit dem Buch "Ich. Erfolg kommt von innen": Oliver Kahn.

Ex-Fußballprofi und Erfolgsautor mit dem Buch "Ich. Erfolg kommt von innen": Oliver Kahn.

© Patrick Seeger / dpa

FRANKFURT/MAIN. Michael Groß lässt keine "Chaka-Chaka"-Schreie los. Auch wenn der Titel seines gerade erschienenen Motivationsbuches "Siegen kann jeder" erst einmal so verstanden werden könnte.

"Das ist keine Anleitung zum Reichwerden", sagt der 47 Jahre alte Ex-Schwimmer und dreifache Olympiasieger.

Dr. der Literaturwissenschaften

Sein 299-seitiges Buch umfasst 14 "Impulse" von "Wohin will ich eigentlich?" über "Welche Fehler sind sinnvoll?".

Er füllt sie mit Beispielen aus seinem Leben als Schwimmstar der 80er Jahre mit dem Spitznamen "Albatros", aber auch als Unternehmer. Das Buch ist sein erstes nach der Doktorarbeit in Literaturwissenschaften.

Erfahrungen reichen nicht aus

"Allein die Erfahrungen als Hochleistungssportler qualifizieren niemanden, als Motivations-Ratgeber aufzutreten", meint Groß. Und so weiß er nicht nur, wie es ist, Medaillen zu gewinnen.

"Mit meinem Unternehmen habe ich zwei Wirtschaftskrisen mitgemacht und war auch einmal ziemlich am Knapsen."

Seit zehn Jahren ist er Inhaber einer Beratungsgesellschaft für Kommunikation in Frankfurt. Außerdem unterrichtet er an der Frankfurt School of Finance & Management.

Wichtig ist, wie man mit Niederlagen umgeht

Groß ist nicht der erste Promi-Sportler, der ein Motivationsbuch geschrieben hat. Das Werk "Ich. Erfolg kommt von innen" (2008) von Ex-Nationaltorwart Oliver Kahn schaffte es auf die vorderen Plätze der "Spiegel"-Bestseller-Liste.

Parallel zu Groß hat die Fechterin und Olympiasiegerin Britta Heidemann ihr Buch "Erfolg ist eine Frage der Haltung" veröffentlicht. Und der ehemalige deutsche Handball-Nationalspieler Jörg Löhr hat nach eigener Aussage schon mehrere Bestseller zu diesem Thema, etwa "Lebe Deine Stärken!", veröffentlicht.

Löhr betreut als Mental-Coach Unternehmer und Spitzensportler. Auch andere können sich von ihm motivieren lassen: Ein dreitägiges "motivierendes Persönlichkeits-Seminar" kostet 998 Euro.

Nachfrage nach prominenten Ex-Leistungssportlern boomt

"Die Nachfrage nach prominenten Leistungssportlern bei Unternehmens-Veranstaltungen zum Thema Motivation boomt seit der Fußball-WM 2006 im eigenen Land", sagt Isabel Funke, Inhaberin der Econ Referenten-Agentur in München.

In ihrer Kartei stehen unter anderem der frühere Spitzen-Schiedsrichter und Ex-Zahnarzt Markus Merk, der ehemalige Handball-Nationaltrainer Heiner Brand und eben Michael Groß.

Von Sparkassen bis Kosmetikherstellern

Die Unternehmen, die Sportler buchen, seien bunt gemischt: Von Sparkassen bis hin zu Kosmetikherstellern. Aber Funke betont: "Nicht jeder Leistungssportler eignet sich als Motivations-Redner."

Schließlich ginge es nicht darum, eine lustige Anekdoten-Stunde abzuhalten: "Wichtig ist, dass sie weitergeben können, wie sie auch mit Niederlagen umgegangen sind."

Sport der Wirtschaft ähnlich

Professor Jens Kleinert, Leiter der Abteilung Gesundheit und Sozialpsychologie an der Sporthochschule Köln, sagt: "Der Sport hat Ähnlichkeit mit dem Bereich der Wirtschaft. Wie setze ich meine Ziele richtig? Wie bekämpfe ich meinen inneren Schweinehund?"

Den Transfer, diese Motivations-Strategien aufs eigene Leben umzuwandeln, müsse das Publikum selbst schaffen.

Karrieren der Nicht-Sportler sind komplexer

"Solche ,Jetzt oder nie‘-Momente, wie ich sie etwa bei Olympia erlebt habe, die gibt es im normalen Arbeitsleben extrem selten. Die Karriere von Nicht-Sportlern ist viel komplexer", betont Michael Groß. Es habe Sinn gemacht, das Buch jetzt zu schreiben - 20 Jahre nach dem Ende der Sportler-Karriere.

Eine Autobiografie will er nicht verfassen. "Da haben andere Menschen viel mehr zu erzählen als ein ganz normaler Mensch, der einfach mal schneller geschwommen ist als alle anderen." (dpa)

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