Saarland

Gesundheitskarte für Flüchtlinge zu teuer

Veröffentlicht:

SAARBRÜCKEN. Im Saarland scheitert die Einführung der Gesundheitskarte für Flüchtlinge offenbar an zu hohen Verwaltungskosten. Die saarländischen Landkreise, die für die gesundheitliche Versorgung der Flüchtlinge zuständig sind, haben nach monatelangen Verhandlungen davon erst einmal Abstand genommen.

"Das können wir uns nicht leisten", sagte der Geschäftsführer des saarländischen Landkreistages, Martin Luckas, der "Saarbrücker Zeitung".

Wie es hieß, wollen die Krankenkassen bei Einführung der Gesundheitskarte 8 Prozent Verwaltungskosten erheben, die Kassenärztliche Vereinigung noch einmal 2,5 Prozent.

Dem Landkreistag ist das zu teuer. Die Kommunen sind der Ansicht, dass sie die Gesundheitsversorgung der Flüchtlinge auch so sicherstellen können.

Asylbewerber im Saarland müssen sich derzeit für Arztbesuche zunächst einen Behandlungsschein vom zuständigen Sozialamt besorgen.

Scharfe Kritik von der Opposition

Das saarländische Gesundheitsministerium hatte seit vergangenem Sommer für die Einführung der Gesundheitskarte für Flüchtlinge geworben. "Dies würde die Behandlung dezentral bei Hausärzten im Saarland erleichtern", hatte Gesundheits-Staatssekretär Stephan Kolling (CDU) erklärt.

Dass die Pläne offenbar vorerst gescheitert sind, stieß auf heftige Kritik bei der Opposition im Saar-Landtag.

"Es darf doch nicht sein, dass Flüchtlinge im Krankheitsfall erst bei einer staatlichen Behörde einen Behandlungsschein beantragen müssen, bevor sie überhaupt zum Arzt gehen dürfen", erklärte die gesundheitspolitische Sprecherin und Landesvorsitzende der Saar-Linken, Astrid Schramm.

Dass die Krankenkassen auch noch hohe Verwaltungskosten verlangten, sei "beschämend".

Die Grünen befürchten durch die bürokratischen Hürden gesundheitliche Risiken für die Flüchtlinge.

"Das schwerwiegendste Problem ist, dass die medizinische Behandlung der Asylbewerber unnötig verzögert wird", erklärte der stellvertretende Fraktionschef der Grünen im Landtag, Klaus Kessler.

Er verwies darauf, dass andere Bundesländer die Gesundheitskarte für Flüchtlinge längst eingeführt haben. Dies müsse auch im Saarland möglich sein. (kin)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Jahresbericht des RKI

HIV-Neuinfektionen: Das sind die Zahlen aus 2024

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gastbeitrag

Wie sinnvoll sind Injektionen an der Wirbelsäule?

Rettungsdienst

Umfrage der Charité: Was Patienten in die Notaufnahme führt

Lesetipps
Eine männlicher Patient, der auf einem Fahrradergometer in die Pedale tritt, führt einen Belastungstest durch, um die Herzfunktion zu überprüfen.

© malkovkosta / stock.adobe.com

Mikrovaskuläre Dysfunktion

Was ein Belastungs-EKG bei Angina-pectoris-Verdacht bringt

Adipöse Kinder und Jugendliche tragen für den Rest ihres Lebens eine enorme Bürde mit sich. Die Folgen zeichnen sich bereits im Kindesalter ab und erstrecken sich bis ins Erwachsenenalter.

© kwanchaichaiudom / stock.adobe.com

Adipositas bei Kindern und Jugendlichen

Hoffnung auf neue Medikamente zur Gewichtsreduktion bei Kindern