Schutz gegen SARS-CoV-2

Giftnotruf – Desinfektionsmittel sorgen für Aufregung

Beim Giftnotruf in München klingelt seit der Corona-Krise deutlich häufiger das Telefon. Zwei Mitarbeiter erklären, wer sich meldet und warum die Anfragen sich häufen.

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Neue Gefahr im Haushalt: Flaschen mit Desinfektionsmitteln sollten für Kinder unerreichbar abgestellt werden. Sonst könnten fatale Folgen drohen.

Neue Gefahr im Haushalt: Flaschen mit Desinfektionsmitteln sollten für Kinder unerreichbar abgestellt werden. Sonst könnten fatale Folgen drohen.

© photophonie / stock.adobe.com

München. Die Mitarbeiter des Giftnotrufs in München haben seit der Corona-Krise deutlich mehr zu tun. „Bei uns melden sich viel mehr Eltern als sonst, weil ihre Kinder auf Entdeckungstour gegangen sind und dabei Desinfektionsmittel oder ähnliche Substanzen getrunken haben“, berichtete der Toxikologe Tobias Zellner der am Wochenende.

Zellner berät bei der Hotline des Klinikums rechts der Isar die Anrufer. Üblicherweise beantworten er und seine Kollegen etwa 90 Notrufe am Tag, derzeit seien es eher 130 aufwärts.

Neuer Anlass für Anrufe beim Giftnotruf

Besorgte Nachfragen, weil der Nachwuchs einen Schluck aus der Desinfektionsmittel-Flasche genommen hat, kommen laut Zellner täglich etwa eine Handvoll. „Das kam vor der Corona-Pandemie eher selten vor“, sagt der Toxikologe. Grund für den Anstieg sei, dass die Mittel derzeit in deutlich mehr Haushalten präsent seien.

„Wenn die Flaschen dann ungeschützt rumstehen, kommen die Kinder natürlich viel leichter ran.“ Auch aus Kindertagesstätten kämen derartige Anrufe. Die gute Nachricht: „Desinfektionsmittel führen zu keinen schweren Vergiftungen, maximal zu einer leichten Alkoholvergiftung“, sagt Zellner. „Ins Krankenhaus musste noch keiner.“ Wasser nachtrinken und etwas Süßes essen, um Unterzuckerung zu vermeiden, sei als Behandlung ausreichend.

Auf Entdeckungstour im Haushalt

Neben Desinfektionsmitteln erwischen die Kleinen laut Fellners Kollegin Regina Jennet-George auch vermehrt andere Hygieneprodukte aus den Haushalten. „Geschirrspültabs, WC-Steine oder Reiniger – da ist fast alles dabei“, sagt die Krankenschwester. „Die Eltern können die Kinder einfach nicht nonstop im Blick haben, und dann fangen manche einfach an, Blödsinn zu machen.“ Da die meisten Putzmittel aber nicht schmeckten, würden nur kleine Mengen geschluckt – gefährlich sei das Allermeiste nicht. Nur bei Medikamenten sei große Vorsicht geboten.

Auch übervorsichtige Eltern sind laut Jennet-George ein Grund für den Anstieg der Notrufe: „Die meiste Arbeit macht uns, dass viele nicht selbst nachdenken. Hier rufen auch Eltern an, weil ihr Kind Penatencreme in den Mund gesteckt hat.“.

Der Giftnotruf in München erhält Anfragen aus ganz Deutschland, Österreich und dem deutschsprachigen Italien. Im vergangenen Jahr gingen fast 40.000 Anrufe ein. (dpa)

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