KOMMENTAR
Konfliktherd der Zukunft
Mit Blick auf die rasant steigenden Lebensmittelpreise spricht der Chef des Weltwährungsfonds vom "Konfliktherd der Zukunft". Hört man genauer hin, dann beklagt er nicht allein die Hunderttausenden von Menschen, die wegen unbezahlbarer Nahrungsmittel in den armen Ländern verhungern müssen, sondern die in Folge dieses Massensterbens zerrütteten "wirtschaftlichen Umfelder". Mit all ihren Auswirkungen, die auch jene zu spüren bekommen werden, die sich wenige Gedanken über das Elend in der Welt machen. Die Aufstände der Hungernden in Haiti und Ägypten sind zwei nur geographisch voneinander entfernte Brandherde, die sich rasch zu einem Flächenbrand vereinen könnten.
Die Ausführungen des Wirtschaftsexperten berühren den Kern des Problems. Als ob nicht schon der Hungertod eines einzigen Menschen Anklage genug wäre, muss erst ein Szenario beschworen werden, in dem sich die Armen gewaltsam nehmen, was ihnen die Reichen verweigern.
Erst ein pervertierter Umweltgedanke hat die Diskussion in Gang gebracht. Bis dato war nur wenigen Menschen bewusst, dass ein wesentlicher Teil der Landwirtschaftsprodukte nicht dazu verwendet wird, den Hunger der Armen zu stillen, sondern um die Biospritquote in einigen Industrieländern zu erhöhen. Dass darauf 30 bis 70 Prozent der Preissteigerungen im Nahrungsmittelsektor zurückzuführen sind, wird nun zum Glück nicht mehr kritiklos hingenommen.
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