Roboter

Künstliche Emotionen, besser als nichts?

Der Begriff "Künstliche Intelligenz" ist eigentlich falsch, denn Computer ahmen menschliches Verhalten nur nach. Damit kommen sie bei vielen allerdings äußerst menschlich rüber.

Von Pete Smith Veröffentlicht:
Emotionale Robotik in einem Pflegeheim im japanischen Yokohama: Die Roboterrobbe „Paro“ reagiert auf Zuwendung. © Lars Nicolaysen / dpa

Emotionale Robotik in einem Pflegeheim im japanischen Yokohama: Die Roboterrobbe „Paro“ reagiert auf Zuwendung. © Lars Nicolaysen / dpa

© Lars Nicolaysen / dpa

Sprachsteuerung, Suchmaschinen, Bilderkennung, Übersetzungsprogramme, Chatbots und selbstfahrende Autos – an gegenwärtigen Beispielen Künstlicher Intelligenz (KI oder AI für Artificial Intelligence) mangelt es nicht. Der Begriff allerdings führt in die Irre, denn KI ist in Wahrheit keine von Menschen unabhängige Intelligenz, sondern ein Computersystem, das menschliche Intelligenz bloß nachahmt oder vortäuscht. Um wahrlich intelligent zu sein, müsste ein Roboter zu Gefühlen fähig sein, zu Humor und vor allem zu autonomen Entscheidungen.

Was KI dagegen schon perfekt beherrscht, ist der Bluff. Sprachassistenten wie Siri (Apple), Cortana (Microsoft) oder Alexa (Amazon) verleiten uns allein ihrer charmanten Antworten wegen längst zu emotionalen Dialogen.

Für den US-Mathematiker Marvin Minsky (1927-2016), einen der Pioniere der KI, war deren Ziel nichts weniger als "die Überwindung des Todes". Gemeinsam mit dem US-Informatiker John McCarthy (1927-2011) richtete Minsky 1956 am Dartmouth College in Hanover im US-Bundesstaat New Hampshire das "Research Project on Artificial Intelligence" aus, eine Konferenz, die heute als Geburtsstunde der akademischen KI-Forschung gilt. Die Erwartungen waren von Anfang an riesig.

Mensch gegen Maschine

Bereits 1957 sagte der US-amerikanische Sozialwissenschaftler und Wirtschaftsnobelpreisträger Herbert A. Simon (1916-2001) voraus, dass innerhalb von zehn Jahren ein Computer Schachweltmeister werden und einen bedeutenden mathematischen Satz beweisen werde. Seine Prognose bewahrheitete sich erst 40 Jahre später, als das von IBM entwickelte Computerprogramm Deep Blue 1997 in sechs Partien den damaligen Schach-Weltmeister Garri Kasparov schlug. 2011 besiegte die IMB-Weiterentwicklung Watson die bis dahin erfolgreichsten Spieler der Quizshow "Jeopardy!". Ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz, für viele Experten der bislang wichtigste, war das von Google DeepMind entwickelte Programm AlphaGo, das im März 2016 gegen den weltbesten Spieler des komplexen strategischen Brettspiels Go, den Südkoreaner Lee Sedol, gewann.

Die Vermenschlichung artifizieller Intelligenz wiederum erfuhr ihren ersten Höhepunkt Ende der 1960er Jahre, als der deutsch-amerikanische Informatiker Joseph Weizenbaum (1923-2008) am Massachusetts Institute of Technology (MIT) das Programm ELIZA entwickelte, das den Dialog eines Psychotherapeuten mit einem Patienten simulierte. Weizenbaum selbst reagierte entsetzt darauf, wie sehr Patienten seinem Programm vertrauten und ihm selbst intimste Geheimnisse verrieten. Seine Erfahrungen mit ELIZA, das heute als Prototyp moderner Chatbots gilt, machten Weizenbaum zu einem der bekanntesten Mahner und Kritiker der Robotik.

Noch sind künstliche Intelligenzen eher inselbegabt – das gilt für Selbstfahrer, Übersetzer, Diagnostiker, Analysten oder Sprachassistenten. Doch mit der Weiterentwicklung künstlicher neuronaler Netzwerke (KNN) könnte sich der Traum von einer menschenähnlichen Robotik irgendwann tatsächlich erfüllen. Damit rücken zunehmend auch ethische Fragestellungen in den Vordergrund. Beispielsweise die Frage, ob es erlaubt ist, einen Pflegeroboter zu schlagen oder einen Sexroboter zu zerstören.

"Unmenschliche" Quälerei

In Experimenten empfanden es Probanden schon als "unmenschlich", wenn man Robotern ein Bein stellte und sie dadurch hinfielen. Anthromorphismus nennt man die Neigung, vertrauten Dingen menschliche Eigenschaften zuzuschreiben.

Das ist auch dort zu beobachten, wo Roboter zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden: etwa beim Robbenbabyroboter "Paro" in der Betreuung von Demenzpatienten oder dem Humanoiden "Pepper", der in der Pflege oder Kinderbetreuung zum Einsatz kommt. Im Handbuch zum Gebrauch von Pepper steht wörtlich, dass man ihn nicht für sexuelle Handlungen "missbrauchen" darf.

Lesen Sie dazu auch: Humanoide Roboter: Liebe ohne Leben

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