Nach den Paralympics ebbt das Interesse ab
4000 behinderte Athleten aus 150 Nationen kämpfen derzeit bei den Paralympics in Peking in 20 Sportarten um Medaillen. 1,5 Millionen Zuschauer werden während der zwölftägigen Veranstaltung vor Ort erwartet.
Veröffentlicht:FRANKFURT/MAIN. ARD und ZDF wollen insgesamt 88 Stunden über das Massenspektakel berichten, aber abseits der Paralympics fristet der Behindertensport nach wie vor ein stiefmütterliches Dasein, auch in Deutschland. Mehr Angebote, gerade in ländlichen Regionen, wünscht sich auch der ehemalige deutsche Olympiamedaillengewinner Edgar Itt, der sich seit vielen Jahren für den Behindertensport stark macht.
Größte Hochachtung vor den Leistungen
"Ich wünschte mir eine flächendeckende Unterstützung", sagt der 1967 geborene Ex-Leichtathlet, der sich unter anderem als Botschafter der Special Olympics engagiert, den Olympischen Spielen für Menschen mit geistigen Behinderungen. "Gerade in den ländlichen Gebieten gibt es wenige Angebote. Viele Sportstätten auf dem Land sind nicht behindertengerecht eingerichtet."
Edgar Itt war in den 1980-er und 1990-er Jahren einer der erfolgreichsten deutschen 400-Meter- und 400-Meter-Hürden-Läufer. Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul gewann er mit der deutschen 4x400-Meter-Staffel die Bronzemedaille.
In Frankfurt am Main, wo er Betriebswirtschaftslehre studiert hat, leitet er heute ein eigenes Unternehmen, das Motivations- und Fitnesstraining für Führungskräfte und Firmenmitarbeiter anbietet. "Als ehemaliger Spitzensportler bin ich von den Leistungen der Mitsportler immer schon sehr angetan gewesen", beschreibt Itt im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" die Gründe für sein Engagement im Behindertensport. "Ich weiß, welchen Einsatz diese Menschen zeigen und habe davor größte Achtung."
Paralympics tragen zum entspannteren Umgang bei
Großereignisse wie die 13. Sommer-Paralympics in Peking findet Itt grundsätzlich wichtig. "Je mehr wir von diesen Ereignissen in den Medien erfahren, desto mehr Verständnis und auch Anerkennung erhalten behinderte Menschen." Viele Menschen hätten vor dem Umgang mit behinderten Menschen Angst, weil sie ihnen fremd seien, so Itt. "Durch solche Ereignisse werden sie viel selbstverständlicher als ein Teil unserer Gesellschaft wahrgenommen."
Behindertensportler wie die deutsche Goalballerin Conny Dietz wissen jedoch, dass mit dem Ende des Weltereignisses auch die öffentliche Wahrnehmung nachlassen wird. "Danach wird es wieder ruhig um uns", sagt die 46-Jährige, die in Peking zum sechsten Mal bei Paralympics startet.
Das fürchtet auch Edgar Itt. "Grundsätzlich würde ich mir natürlich noch wesentlich mehr Engagement von allen Sportbegeisterten wünschen."