Uniklinik Marburg

Oberstufenschüler haben Schlafdefizite

Studie des Schlafmedizinischen Zentrums der Uniklinik Marburg zeigt: Oberstufenschüler schlafen viel zu wenig – und viele klagen über Müdigkeit.

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Drei Viertel der befragten Schüler zwischen 15 und 22 Jahren wünschten sich, länger zu schlafen.

Drei Viertel der befragten Schüler zwischen 15 und 22 Jahren wünschten sich, länger zu schlafen.

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MARBURG. Drei Viertel aller Oberstufenschüler leiden unter Schlafmangel. Das ist das Ergebnis einer Studie des Schlafmedizinischen Zentrums der Uniklinik Marburg und des Fachbereichs Gesundheit der Technischen Hochschule Mittelhessen, bei der 555 Oberstufenschüler im Alter von 15 bis 22 Jahren befragt wurden.

Danach schliefen die Jugendlichen unter der Woche durchschnittlich nur 6 Stunden und 52 Minuten, fast jeder Zehnte weniger als sechs Stunden. Entsprechend fühlte sich nur jeder Fünfte morgens erholt und leistungsfähig.

Drei Viertel wünschten sich, länger zu schlafen, was die Forscher als eindeutiges Indiz für unzureichenden Schlaf werteten. "Die Daten sprechen dafür, dass ein großer Teil der jungen Leute einen deutlichen Schlafmangel innerhalb der Woche aufweist", erklärte Professor Ulrich Koehler, der das Schlafmedizinische Zentrum in Marburg leitet.

Innere Uhr wird irritiert

Am Wochenende versuchen die Jugendlichen, ihr permanentes Schlafdefizit durch sehr spätes Aufstehen auszugleichen. Da schlummern sie im Durchschnitt zwei Stunden und 15 Minuten länger als während der Woche. Allerdings gehen sie im Mittel auch zwei Stunden später ins Bett. Durch diesen veränderten Rhythmus wird die innere Uhr irritiert, so die Wissenschaftler. Langfristig könne eine solche Störung des 24-Stunden-Rhythmus die Gesundheit beeinträchtigen. Der fehlende Schlaf beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit der Schüler am Tag: Rund 70 Prozent fühlen sich tagsüber oft nicht ausgeruht und leistungsfähig.

Vergleicht man Jugendliche mit ausreichendem und gutem Schlaf mit wenig schlafenden Altersgenossen, so haben die ausgeschlafenen Jugendlichen seltener gesundheitliche Probleme, haben weniger psychische Beschwerden, sind leistungsfähiger und fühlen sich insgesamt deutlich wohler.

Als mögliche Ursachen für das Schlafdefizit nennen die Forscher eine intensive Nutzung digitaler Medien. Schüler mit schlechtem Schlaf nutzen ihr Smartphone knapp eine Stunde länger am Tag.

Häufige Überlastung

Zudem haben sie deutlich öfter Zeitdruck, fühlen sich häufiger überlastet und erleben weniger soziale Unterstützung. Das Fazit von Professor Manfred Betz vom Fachbereich Gesundheit der Technischen Hochschule Mittelhessen: "Da drei Viertel der Schüler ein mehr oder weniger großes Schlafdefizit aufweisen, sind Gesundheitsfördermaßnahmen zum Thema Schlaf sinnvoll und notwendig." (coo)

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