„Fitnessbarometer“

Studie: Dicker statt fitter – wenn die Grundschule ins Gewicht fällt

Die Kinderturnstiftung Baden-Württemberg untersucht seit dem Jahr 2012 die Fitness von Drei- bis Zehnjährigen. Bei der jüngsten Untersuchung haben die Ergebnisse für Schnelligkeit und Beweglichkeit erneut abgenommen.

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Von den fast 7.600 getesteten Kindern in Baden-Württemberg waren 15 Prozent übergewichtig und 6,5 Prozent adipös oder krankhaft fettleibig, heißt es im neuen „Fitnessbarometer“.

Von den fast 7.600 getesteten Kindern in Baden-Württemberg waren 15 Prozent übergewichtig und 6,5 Prozent adipös oder krankhaft fettleibig, heißt es im neuen „Fitnessbarometer“.

© Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa

Stuttgart. Immer mehr Kinder in Baden-Württemberg bringen zu viele Kilos auf die Waage. Das geht aus dem Fitnessbarometer 2025 der Kinderturnstiftung Baden-Württemberg für Jungen und Mädchen im Alter zwischen drei und zehn Jahren hervor. Demnach sind Kinder zwar etwas kräftiger und schneller geworden, aber die Zahl der Übergewichtigen ist auf einen Rekordwert gestiegen.

Laut Studienautor Professor Klaus Bös vom Karlsruher Institut für Technologie hat sich die motorische Leistungsfähigkeit nach dem pandemiebedingten Einbruch zwar leicht erholt. Er mahnt aber auch: „Für Schnelligkeit und Beweglichkeit und insbesondere für die Ausdauer werden die Ergebnisse aus den Jahren 2012 bis 2019 bei Weitem noch nicht erreicht.“

Bös erstellt gemeinsam mit der Stiftung und einem Forscherteam jährlich das Fitnessbarometer. Zwar seien die Kinder im Südwesten immer noch fitter als der bundesweite Durchschnitt, auch sei der Absturz vergangener Jahre gebremst worden, teilte der Karlsruher Professor für Bewegungsforschung mit. Nach wie vor aber lägen die Werte in der Summe unter dem Niveau der Zeit vor der Pandemie.

Besonders besorgniserregend ist für die Studienautoren die zunehmende Fettleibigkeit. Laut Erhebung steigt die Zahl übergewichtiger Jungen und Mädchen drastisch. „Im Jahr 2024 wurde nun ein neuer Höchststand erreicht“, mahnte Bös. Von den getesteten Kindern seien 15 Prozent übergewichtig (2023: 12,2 Prozent) und 6,5 Prozent (2023: 5,7 Prozent) sogar adipös oder krankhaft fettleibig. „Die Hoffnung, dass der Rückgang des Übergewichts im Jahr 2023 einen nachhaltigen positiven Trend einleitet, hat sich leider nicht erfüllt“, heißt es dazu in der Studie.

Kinderarzt: Täglich eine Stunde Bewegung

Auffällig ist auch weiterhin der aus Sicht des Ludwigsburger Kinder- und Jugendarztes Thomas Kauth „alarmierende Gewichtssprung“ beim Wechsel von der Kita in die Grundschule. Ab dem Alter von etwa sechs Jahren steigt der Anteil übergewichtiger Kinder laut Studie deutlich. „Mehr als jedes sechste Kind zwischen acht und zehn Jahren ist übergewichtig“, bilanziert die Studie. Diese Zunahme flacht zwar ab dem achten Lebensjahr etwas ab, das Niveau bleibt aber besorgniserregend hoch.

„Es ist jedes Jahr das Gleiche – das Übergewicht und die Adipositas steigen immer weiter“, sagte Kauth. Ursache ist aus seiner Sicht der Mangel an Bewegung in der Grundschule: „Unsere Kinder sitzen sich in der Grundschule krank.“ Kauth rät zu einer täglichen Stunde Bewegung.

Über die sogenannte Turnbeutelbande, eine Initiative der Kinderturnstiftung Baden-Württemberg, wird seit 13 Jahren ein Motorik-Test für Kinder angeboten. Untersucht wird, wie die Kinder bei verschiedenen motorischen Tests abschneiden. Betrachtet wird etwa, wie schnell sie einen 20-Meter-Lauf absolvieren, wie ausdauernd sie einen Sechs-Minuten-Lauf durchhalten oder ob sie rückwärts balancieren und Liegestütze machen können. An den Motorik-Tests nahmen im Jahr 2024 insgesamt 7.584 Kinder zwischen drei und zehn Jahren in Kitas, Grundschulen und Sportvereinen aus 305 Städten und Gemeinden teil.

Einbeinhüpfen – jedes vierte Kind hat Probleme

Auch die Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen (ESU) des Jahres 2022/23 geben Anlass zur Sorge. Nach der Unterbrechung durch die Corona-Pandemie haben im Untersuchungsjahr mehr als 108.000 schulpflichtige Kinder die ESU durchlaufen. Bei einem Drittel der Kinder (33,1 Prozent) wurde ein intensiver Sprachförderbedarf festgestellt – ein um rund sechs Prozentpunkte höherer Wert als bei der letzten flächendeckenden ESU. Rund jedes vierte Kind galt bei der Untersuchung der Bewegungsabläufe wie Springen und Balancieren als auffällig – beispielsweise, wenn es nicht mindestens siebenmal auf jedem Bein sicher vorwärts hüpfen konnte. (dpa/fst)

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