„Ketten des Egoismus“

Papst fordert mehr persönliche Nähe im Gesundheitswesen

Papst Franziskus hat am Pfingstwochenende dazu aufgerufen, in Patienten Brüder und Schwestern zu sehen und die Bürokratie zu überwinden.

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Der 85-jährige Papst bei einer Ansprache im Vatikan.

Der 85-jährige Papst bei einer Ansprache im Vatikan.

© Stefano Spaziani / picture alliance

Vatikanstadt. Papst Franziskus hat die Bedeutung persönlicher Nähe bei der Versorgung von alten und kranken Menschen hervorgehoben. Die Behandlung eines Patienten sei mehr als nur eine „bürokratische Angelegenheit“, sagte er am Samstag bei einer Audienz für Vertreter des italienischen Gesundheitsverbands Federsanita. Es gehe darum, die „Ketten des Egoismus“ zu sprengen und in den Patienten Brüder oder Schwestern zu sehen.

Eine solche Nähe verbiete es, Kranke in verschiedene Klassen einzuteilen, betonte der Papst. Herkunft und sozialer Status dürften keine Rolle spielen. Stattdessen müssten alle Menschen Zugang zu einer kostenlosen, ganzheitlichen Gesundheitsversorgung bekommen. Eine Kürzung von Finanzmitteln für die Gesundheitsfürsorge bezeichnete Franziskus als „Skandal“ zulasten der gesamten Menschheit.

Papst kritisiert das „Jeder-gegen-Jeden“

„Krankheiten können den Körper beeinträchtigen, die Gedanken verwirren, die Kraft rauben, aber sie können niemals den Wert des menschlichen Lebens aufheben“, sagte der 85-Jährige. Dieses Leben müsse immer geschützt werden – „von der Empfängnis bis zu seinem natürlichen Ende“.

Der Papst warb zudem für eine stärkere Ausrichtung der globalen Gesundheitssysteme am Gemeinwohl. Er warnte vor der Versuchung, „wirtschaftliche oder politischen Vorteile einiger weniger Gruppen zum Nachteil der Bevölkerungsmehrheit durchzusetzen“.

Die Pandemie habe gezeigt, dass aus „Rette sich, wer kann“ schnell „Jeder gegen jeden“ werde, gab Franziskus zu bedenken. Dies führe am Ende zu mehr Ungleichheit und noch mehr Konflikten. (KNA)

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