Kommentar
Politiker brauchen den Pisa-Schock
Der Bildungsgipfel sollte krönender Abschluss der Kanzler-Bildungsreise durch Deutschland sein. Ein Signal, dass Angela Merkel verstanden hat: Zwar ist Bildung Ländersache. Aber dort, wo Bildungsreformen floppen und Eltern erbost über Unterrichtsausfall sind, färbt das auch auf die Bundes-CDU ab. Vom Treffen in Dresden sollte die Botschaft ausgehen: Bildung ist Sache der ganzen Gesellschaft. Doch in Deutschland sind Änderungen im föderalen Flickenteppich der Bildungspolitik nur durch externen Druck zu erreichen - wie nach dem ersten Pisa-Schock im Dezember 2001.
Also erklang vor dem Treffen in Dresden nur ein Wunschkonzert: Mal sollte es mehr Geld für Krippen geben, dann wurde mehr Schulsozialarbeit verlangt. Alle forderten Geld, das sie selbst nicht in ihrer Kasse haben. Seit der jüngsten Föderalismusreform ist Bildung fast ausschließlich Ländersache.
Doch die sind finanziell so klamm, dass für gestaltende Politik kaum Platz mehr bleibt. Soll Bildung tatsächlich Schlüsselthema werden, müssen die getrennten Zuständigkeiten von Bund und Ländern überwunden werden. Ein Pisa-Schock, der die Mittelmäßigkeit des Bildungssystems erneut belegt, wäre das Beste, was Schülern, Studenten und Eltern passieren kann.
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