Rettungssanitäter trifft bei Unfall seine große Liebe

Von Caroline Bock Veröffentlicht:

Der Alltag von Sanitätern ist triste und anstrengend zugleich: Täglich haben sie es mit apathischen Junkies, Menschen im Alkoholrausch und geprügelten Frauen zu tun, die immer wieder zu ihren Männern zurückkehren. Ganz zu schweigen von denen, für die jede Hilfe zu spät kommt. Regisseur Hendrik Hölzemann (27) war selbst Zivi beim Rettungsdienst in Köln und hat aus seinen Erfahrungen nun seinen ersten Film gemacht - "Kammerflimmern".

Protagonist des Dramas ist ein Rettungsassistent mit dem Spitznamen Crash, der als kleiner Junge bei einem Unfall seine Eltern verloren hat. Immer wieder driftet er während seiner Arbeit in die Vergangenheit und in Träume, an deren Ende stets eine junge Frau wiederkehrt. Als Crash zu einem Einsatz gerufen wird, lernt er diese Frau kennen. Der Freund der hochschwangeren November stirbt, und zwischen Crash und November beginnt eine zarte Liebesgeschichte, die sich einem dramatischen Ende nähert.

Gelungene Übergänge zwischen Traum und Realität

Hölzemann kontrastiert in seinem Film den drastischen Alltag des Sanitäters mit Traumsequenzen. Gelungen sind die Übergänge zwischen Traum und Realität, die ihren eigenen Sog entwickeln, am Ende kommt der Film sogar ohne Dialoge aus.

Daß ein Unfall das Schlüsselelement der Handlung darstellt, war schon in arg vielen Filmen der Fall und ist nicht sonderlich originell. So hatte mit "Wolfsburg" erst kürzlich eine deutsche Produktion eine ähnliche Idee. Seinem Protagonisten hat Hölzemann weitere autobiografische Merkmale verpaßt: Beide haben eine Narbe, beide fahren gerne Skateboard. Letzteres verschafft dem Film einige Sequenzen in MTV-Ästhetik, in denen der Protagonist in coolen T-Shirts über die Landstraße saust.

Schwächen im Drehbuch, aber starke Besetzung

Sieht man über Drehbuchschwächen hinweg, so stimmt das Casting: Matthias Schweighöfer ("Soloalbum") verkörpert den sensiblen Rettungsassistenten so, als sei er selbst Zivi gewesen, und er harmoniert mit Jessica Schwarz, die im Film einen wirklich überzeugenden falschen schwangeren Bauch vor sich herschiebt.

Beide Akteure bekamen für "Kammerflimmern" gerade den Bayerischen Filmpreis. Einen Gastauftritt hat Rosel Zech als Großmutter, Nebenfiguren sind mit Bibiana Beglau und Florian Lukas prominent besetzt. Fazit: ein Film für (ehemalige) Zivis und Schweighöfer-Fans.

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