Rezepte für den Weg zum ultimativen Glück

Was ist der Schlüssel zum Glück: Zeit, Gesundheit? Freunde, Humor oder Sex? Macht Geld die Reichen glücklich? Ein Sammelband trägt alle Tipps zusammen.

Von Andrea Barthélémy Veröffentlicht:
Enge Bindungen in der Familie, der Partnerschaft und zu Freunden sind für alle Glückforscher unerläßlich für persönliche Zufriedenheit.

Enge Bindungen in der Familie, der Partnerschaft und zu Freunden sind für alle Glückforscher unerläßlich für persönliche Zufriedenheit.

© Leonhardt / dpa

Für Glück gibt es kein Rezept, heißt es. Oder doch? Seit Jahren nimmt die Zahl der Wissenschaftler zu, die sich mit der Definition, der Genese und Wirkung von Glück für den Einzelnen und die Gesellschaft befassen. Unter sozialem, ökonomischem oder psychologischem Blickwinkel.

Sie alle suchen nach einer griffigen Formel für das, was gemeinhin als flüchtig gilt. Doch ein paar unverzichtbare Grundzutaten für dieses Rezept scheint es weltweit zu geben - ungeachtet aller persönlichen und kulturellen Würzvorlieben. Das zeigt ein interessanter Streifzug durch die Thesen 100 renommierter Glücksforscher, wie sie nun erstmals als Sammelband vorliegen.

Viel Geld macht definitiv nicht zufrieden

Der Niederländer Professor Ruut Veenhofen (Erasmus Universität, Rotterdam), ein Experte auf dem Gebiet der Positiven Psychologie, definiert Glück als "subjektive Wertschätzung des Lebens" und hat die Frage "Wie zufrieden sind Sie, alles in allem, zurzeit mit ihrem Leben als Ganzes?" in 148 Nationen gestellt.

Spitzenwerte auf der bis zehn reichenden Skala des Glücksmonitors erzielten dabei Costa Rica (8,5) Dänemark (8,3), Kanada und Schweiz (je 8,0). Am wenigsten glücklich sind die Menschen in Togo (2,6), Tansania (2,6) und Simbabwe (2,8). Deutschland liegt mit 7,1 Glückspunkten im oberen Fünftel - punktgleich mit Nicaragua und deutlich hinter Mexiko.

Das viele Geld der Superreichen oder schlicht Wohlstand sind also keineswegs Garanten für das gefühlte Glück, betonen die meisten Forscher. Es wächst keineswegs mit dem materiellen Wohlstand stetig weiter an, wie das Beispiel der (mit 7,9 Punkten nichtsdestotrotz sehr glücklichen) Norweger zeigt, deren Lebenszufriedenheit über Jahre hinweg untersucht wurde.

"Wenn Menschen die Armutsgrenze hinter sich gelassen haben, trägt ein höheres Einkommen fast nichts zu ihrem Glück bei", sagt Professor Robert Lane (Yale University, USA).

Auch mit bescheidenem Komfort glücklich zu sein, bedeutet aber zugleich: Sich nicht mit anderen, die mehr haben, zu vergleichen. "Befreien Sie sich von Neid!", empfiehlt Professor David Watson (Universität Iowa, USA).

An diesem Punkt scheiden sich allerdings auch die Geister der Glücksforscher: Je nach kulturellem Hintergrund stellen sie mehr die individuelle Entwicklung und das rein persönliche, sich aktiv zu erobernde Glück in den Mittelpunkt oder aber den Dienst an der Gemeinschaft, das Sich-Einbringen in ein funktionierendes Ganzes, das aus verschiedensten, auch gegensätzlichen Einzelteilen besteht.

Letzteres sehen vor allem asiatische Wissenschaftler als Schlüssel zum Glück. "Durch das Gleichgewicht zwischen Ying und Yang kann man einen Zustand innerer Harmonie erreichen, der letztendlich ein inneres Gefühl des Glücks fördert", ist Professor Daniel Shek (Hongkong University, China) überzeugt.

Ein krasser Gegensatz etwa zur Empfehlung von Professor Claudia Senik von der Pariser Sorbonne: "Vergleichen Sie sich nicht mit anderen, konzentrieren Sie sich auf ihre eigenen Pläne und setzen Sie auf Ehrgeiz."

Ebenso unterschiedlich sind die Auffassungen, die Religion für das Glück des Einzelnen spielen. Viele sehen jedoch zumindest den Faktor Spiritualität als wichtig an. Reine Vernunftsmenschen, so scheint es, sind weniger glücklich.

Aber ist die Fähigkeit zum Glücklichsein vielleicht auch in die Wiege gelegt? "50 Prozent unseres Glückspotenzials sind angeboren. Zehn Prozent sind den Lebensumständen zuzuschreiben.

Aber 40 Prozent des Glückspotenzials liegen in unserer Hand", sagt die Sozialpsychologin Professor Sonja Lyubomirsky (University of California), die seit 20 Jahren zum Thema forscht. Glücksfähigkeit kann erlernt und trainiert werden, sagen auch andere.

Enge Bindungen zu Familie und Freunden notwendig

Andere Kollegen betonen in ihren Arbeiten die Wichtigkeit von Sport, Humor, sinnvoller Arbeit, von Gesundheit oder Sex für ein glückliches Leben. Auch die Fähigkeit, seine Zeit mit Bedacht einzuteilen, wird als Glücksfaktor genannt.

Oder das Bestreben, sich ein lebensfrohes "Party-Temperament" anzutrainieren - wie auch immer das einem introvertierten Menschen gelingen soll. Und ein australischer Forscher glaubt, dass Hirnstimulierung in Zukunft das Glücksempfinden um Quantensprünge voranbringen könnte.

Bis es jedoch soweit ist, verspricht eine andere Marschrichtung Aussicht auf Erfolg - und das weltweit: Die Fähigkeit des Einzelnen, sich als soziales Wesen zu erleben. Freunde, Partnerschaft, Familie - enge, verlässliche Bindungen zu pflegen, Netzwerke aufzubauen, die einen auch selbst tragen.

Etwas für andere zu tun. Interesse und Neugier für seine Umwelt zu hegen. Der Spanier Professor Jose Zaccagnini (Universität Madrid) fasst zusammen: "Erkennen Sie sich selbst und wenden Sie diese Erkenntnis zum Nutzen anderer an."

Das finale Glücksrezept kommt aus Kroatien

Und was ist nun mit dem Glücksrezept? Die kroatischen Psychologinnen Dubravka Miklovic und Majda Rijavec (Uni Zagreb) nennen sechs Zutaten: Gute, zuverlässige Freunde. Eine stabile Liebesbeziehung. Eine Arbeit, die zu den eigenen Fähigkeiten passt. Genug Geld für Grundbedürfnisse.

Mindestens drei schöne Erlebnisse am Tag. Dankbarkeit für das alles. Fünf mögliche Zutaten: Ein Kind oder mehrere Kinder. Ein Gott. Ein paar Zusatzjahre Ausbildung. Gesundheit. Einige Enttäuschungen. Das alles mit unausgegorenen Überzeugungen mischen und mit mehr positiven als negativen Gefühlen anrichten. Genießen! (dpa)

Leo Bormans (Hrsg): "Glück - The World Book of Happiness", Dumont Verlag, 25 Euro www.theworldbookofhappiness.com

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Berufsbedingte Schäden

Wenn Musikmachen Muskeln, Sehnen und Gelenke krank macht

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein älterer Herr, der einen medizinischen Fragebogen ausfüllt.

© buritora / stock.adobe.com

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Eine Ärztin hält einen Reagenzstreifen zur Analyse einer Urinprobe in der Hand.

© H_Ko / stock.adobe.com

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?