Riskanter Einsatz für somalische Flüchtlinge

Ein Team von Cap Anamur kämpft in Mogadischu um das Leben von Menschen, die im Bürgerkrieg alles verloren haben.

Von Sabine Schiner Veröffentlicht:
Bei der Visite: Dr. Markus Hohlweck von Cap Anamur (2.v.l.) wird von einheimischem Personal unterstützt.

Bei der Visite: Dr. Markus Hohlweck von Cap Anamur (2.v.l.) wird von einheimischem Personal unterstützt.

© Jürgen Escher / Cap Anamur

FRANKFURT/MAIN (ine). Als eine der wenigen deutschen Hilfsorganisationen engagiert sich Cap Anamur in Somalias Hauptstadt Mogadischu. Die Menschen leiden unter der Dürre und den jahrelangen Kämpfen der Al-Shabaab-Rebellen gegen die Übergangregierung. Die Anzahl der Patienten und die Schwere der Erkrankungen stellt die Mediziner täglich vor neue Herausforderungen.

Dr. Markus Hohlweck aus Troisdorf war dort noch vor kurzem im Einsatz. Nach einer Entführungsandrohung und einem Bombenanschlag nicht weit vom Benadir-Hospital entfernt, wurde sein Team evakuiert.

Es hat inzwischen den Standort gewechselt und ein zweites Projekt in Mogadischu gestartet: Eine Ambulanz, in der somalische Flüchtlinge versorgt werden. Der Eingang dort muss durchgehend von Sicherheitskräften kontrolliert werden. Das Benadir-Krankenhaus bleibt weiter Kooperationspartner und wird mit Medikamenten unterstützt.

Häufigste Diagnose: Unterernährung

Hohlweck ist inzwischen wieder zurück in Deutschland. Er war einer von zwei Ärzten, die auf den vier pädiatrischen Stationen in der Benadir-Klinik gearbeitet haben. Auf jeder Station liegen etwa 70 Patienten, von Neugeborenen bis zu zwölf Jahre alten Kindern, berichtet er im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".

Die häufigste Diagnose lautet Unterernährung. Hinzu kommen Kinder, die an Malaria, Durchfallerkrankungen, Pneumonien, Masern, Meningitis, Verbrennungen, Nierenerkrankungen oder Epilepsie leiden.

Zu dem Cap-Anamur-Team gehörten vor dem Rückzug neben den beiden Ärzten ein Koordinator, ein Techniker und ein Krankenpfleger. Pro Station arbeiten zudem sechs einheimische Krankenschwestern und acht Krankenschwesterhelfer.

Dank der von Cap Anamur eingerichteten provisorischen Intensiv- und Überwachungsstation können die Patienten meist erfolgreich behandelt werden, berichtet Hohlweck. "Mit der zusätzlichen Möglichkeit der Sauerstoffgabe, Inhalation, Blutzucker- und HB-Bestimmung konnten wir viele erfolgreich behandeln", erläutert der Arzt.

Unruhen in der Hauptstadt erschwerten die Arbeit

Doch die Unruhen in der Hauptstadt erschwerten die Arbeit zunehmend. Das Cap-Anamur-Team zog zunächst auf das von einer hohen Mauer umgebene Gelände des Hospitals, das von Sicherheitspersonal bewacht wurde. Bewaffnete haben dort keinen Zutritt.

Markus Hohlwecks Tagesablauf sah folgendermaßen aus: Sieben Uhr Frühstück, um acht Uhr traf er sich mit einem Übersetzer auf der Station. Bis 13 Uhr war er auf Visite auf der Intensivstation und anderen Stationen unterwegs.

Zwischendurch sichtete er die Neuaufnahmen der Nacht und versorgte Notfälle. Nach einer kurzen Mittagspause ging es um 14 Uhr erneut wieder zur Visite. Zwischendurch besprach er sich mit den Chirurgen und organisierte Untersuchungen.

Durch Cap Anamur verbesserte sich die Krankenhausversorgung

Gegen 19 Uhr traf sich das Team zum Abendessen. Um 20 Uhr übergab Hohlweck die Intensivpatienten an den Nachtdienstarzt. Meist ging es früh ins Bett, um Kraft für den nächsten Tag zu tanken.

Vor den Hilfsmaßnahmen durch Cap Anamur habe es auf den Stationen an allem gefehlt, was eine Krankenhausversorgung ausmache, erzählt Hohlweck. Kein Arzt auf den Stationen, wenige Schwestern, kaum Medikamente, keine Sauerstoffversorgung, kein Geld für Diagnostik, zu wenig Betten und Matratzen, unzureichende Strom- und Wasserversorgung.

All dies habe sich durch den Einsatz verbessert - "ich denke auch nachhaltig", sagt er.

Die Arbeit von Cap Anamur geht derweil weiter, wenn auch nicht mehr direkt in der Klinik Benadir.

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