Digitalisierung

Schulen stecken in der Kreidezeit

Deutschlands weiterführende Schulen hinken bei der Digitalisierung hinterher – das ergab eine Umfrage unter Lehrern. Der Digitalpakt mit fünf Milliarden Euro ist ihrer Ansicht nach nicht ausreichend. Zugleich sehen sie beim Einsatz digitaler Technologien Vor- und Nachteile.

Von Jenny Tobien Veröffentlicht:
Eine Lehrerin steht mit einem iPad vor der digitalen Tafel einer weiterführenden Schule.

Eine Lehrerin steht mit einem iPad vor der digitalen Tafel einer weiterführenden Schule.

© Julian Stratenschulte

BERLIN. In deutschen Klassenzimmern besteht nach Ansicht der Lehrer weiterführender Schulen Verbesserungsbedarf. Laut einer Umfrage des IT-Verbands Bitkom sind nahezu alle Befragten (95 Prozent) der Ansicht, dass die Schulen in Deutschland bei der Digitalisierung im internationalen Vergleich hinterherhinken.

Die technischen Voraussetzungen ihrer eigenen Schule bewerten die Lehrer auf einer Notenskala demnach gerade noch mit „befriedigend“ (3,3).

Dabei schneidet die Geschwindigkeit der Internetverbindung mit 2,9 noch am besten ab, gefolgt von der Aktualität der Endgeräte (3,2). Nur noch auf ein „ausreichend“ kommen dagegen die Schnelligkeit bei der Behebung technischer Probleme (3,7) oder die Zahl der Endgeräte in Relation zur Schülerzahl (3,9). Für die repräsentative Umfrage wurden mehr als 500 Lehrerinnen und Lehrer der Sekundarstufe I befragt.

Weiterbildung ist ein Desiderat

Was nützen iPad, Whiteboard & Co?

  • Für die Umfrage wurden im Januar und Februar 503 Lehrer der Sekundarstufe I an Hauptschulen, Schulen mit mehreren Bildungsgängen, Realschulen, Gymnasien, Gesamtschulen und Waldorfschulen telefonisch befragt. Die Befragung ist repräsentativ.
  • 95 Prozent der Lehrer sehen Schulen bei der Digitalisierung im Rückstand.
  • 54 Prozent der Befragten gaben an, dass sie digitale Technik gerne häufiger einsetzen würden.

Derzeit wird der zwischen Bund und Ländern ausgehandelte Digitalpakt auf den Weg gebracht. Fünf Milliarden Euro sollen dabei vom Bund für die digitale Ausstattung der Schulen fließen, obwohl dieser für Bildung nicht zuständig ist. Nahezu alle befragten Lehrer (93 Prozent) sind der Meinung, dass diese angekündigten Mittel nicht ausreichen.

Mehr als die Hälfte (54 Prozent) gab an, dass sie gerne häufiger digitale Technik einsetzen würden. Allerdings scheitern sie an fehlenden Geräten (58 Prozent), an fehlenden pädagogischen Konzepten (13 Prozent) oder an ihren eigenen Digital-Kenntnissen (zwölf Prozent).

36 Prozent fürchten zudem, dass die Technik im Unterricht versagen könnte. Generell spiele Fortbildung für die Lehrer eine wichtige Rolle. Eine Weiterbildung für den Einsatz digitaler Medien im Unterricht wünschten sich 85 Prozent.

„Die meisten Schulen verfügen nur über eine digitale Grundausstattung“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. „Geräte wie Beamer, Whiteboards oder Tablets gibt es lediglich als Einzelgeräte oder in speziellen Fachräumen. Dabei sollten sie in allen Unterrichtsräumen Standard sein.“

Laut der Umfrage werden Tablets von drei Prozent der Befragten täglich eingesetzt, von 14 Prozent regelmäßig und von 19 Prozent nur in Ausnahmefällen.

Leidet die Schreibfertigkeit?

Insgesamt bewerteten die Lehrer den Einsatz digitaler Technologien im Unterricht allerdings zwiespältig: Sie sehen sowohl klare Vorteile als auch deutliche Nachteile. So glaubt ein Großteil der Befragten, dass die Schüler motivierter sind (88 Prozent) und dass Inhalte und Zusammenhänge anschaulicher dargestellt und vermittelt werden (87 Prozent). Etwas mehr als die Hälfte ist der Meinung, dass Schüler auf das Leben und Arbeiten in der digitalen Welt vorbereitet werden.

Andererseits sind 86 Prozent der Ansicht, dass die digitalen Hilfsmittel negative Auswirkungen auf die Schreibfertigkeit der jungen Menschen hat. Zudem glauben mehr als drei Viertel (77 Prozent), dass die Schüler dazu verleitet werden, einfach Informationen aus dem Netz zu kopieren. Knapp die Hälfte (46 Prozent) fürchtet eine stärkere Überwachung des Unterrichts.

Die Studie zeige eindrücklich, „dass sich der Großteil unserer Schulen weiter in der Kreidezeit befindet“, sagte die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Margit Stumpp. „Die befragten Lehrer stellen ihren Schulen im besten Fall ein mittelmäßiges Digital-Zeugnis aus.“ Der Digitalpakt könne nur ein Anfang sein. Stumpp forderte „dringend mehr Kooperation zwischen Bund, Ländern und Kommunen.“ (dpa)

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